Times: Microsoft bietet 20 Milliarden $ für Yahoo-Suche
Von Bernd Kling am 30. November 2008
Den ganzen Laden wolle Microsoft definitiv nicht mehr übernehmen, das schließt CEO Steve Ballmer gebetsmühlenartig aus. Das Suchgeschäft von Yahoo aber scheint ihn weiterhin zu interessieren. Nach Jerry Yangs Rückzug steht dem wenig entgegen.
Es wird über einen Vorschlag verhandelt, wie die Sunday Times berichtet, der unter anderem auch ein von Microsoft unterstütztes Management vorsieht, das die Kontrolle über Yahoo übernehmen soll. Vorgesehen seien Jonathan Miller, früherer Chairman und CEO von AOL, sowie Ross Levinsohn, der frühere President von Fox Interactive. Führende Manager von Yahoo und Microsoft seien sich im Wesentlichen über eine solche Vereinbarung einig, doch sei die Umsetzung noch keinesfalls gesichert.
Plausibel ist der Bericht nicht nur durch die genannten Einzelheiten, sondern auch durch den unverminderten Druck der Investoren, die nach Jerry Yangs Ablehnung des ursprünglichen Übernahmeangebots durch Microsoft hilflos bei den folgenden herben Kursverlusten zusehen durften. Unter ihnen ist auch immer noch der „aggressive Investor“ Carl Icahn, der eingestiegen war, um durch einen erhofften Microsoft-Aufkauf zu profitieren. Einer Meldung an die Börsenaufsicht zufolge hält er derzeit 5,5 Prozent von Yahoo, nachdem er bei fallenden Preisen sogar nachgekauft hatte.
Was bleibt Yahoo, wenn tatsächlich 20 Milliarden MS-Dollar für den Suchbereich in die Kassen gespielt werden? Der E-Mail-Dienst, Messaging und die Medieninhalte der Yahoo-Sites. Das wäre allerdings nicht mehr das, was heute jeder mit Yahoo verbindet.
Microsoft hält sich bedeckt, wie in dieser Situation zu erwarten. Zur Meldung, die am späten Samstagabend bekannt wurde, wollte ein Sprecher nur wenig sagen. Die Firma werde nichts über das hinaus erklären, was sie nicht bereits in der Vergangenheit gesagt habe, nämlich dass sie offen wäre für eine „Zusammenarbeit in der Suche“.
Yahoo verweigerte gleich jeden Kommentar. Eine klare Antwort gab hingegen der im Times-Bericht erwähnte Ross Levinsohn gegenüber Venture Beat: „Es ist nicht wahr. Völlig neu für uns.“
Für den Bericht sprechen wiederum die präzisen Details über die vorgesehenen finanziellen Transaktionen, mit denen die Times aufwarten kann.
(bk)