Überraschung, ein neues iPhone
Von Bernd Kling am 8. Juni 2010
iPhone 4 ab 24. Juni, in Deutschland weiterhin exklusiv bei Deutsche Telekom
Allseits erwartete Sensationen wie Magic Trackpad und iTunes mit Medienstreaming blieben aus. Während der Entwicklerkonferenz WWDC konzentrierte sich Steve Jobs ganz auf das iPhone. Er verkündete Erfolgszahlen und versuchte die Deutungshoheit über Markttrends zurückzugewinnen nach Berichten, Googles Android OS habe das iPhone in den USA bereits überholt: „Da gingen eine Menge Statistiken um, Marktforschung, Studien. Einige sind okay, einige sind fraglich.“
Nachdem eine Flotte von Android-Smartphones im Laufe eines Jahres am iPhone vorbeigezogen war, zieht es mit einem weiten Sprung nach und vorbei, bringt die vierfache Menge von Pixeln aufs Display wie zuvor. Das Display behält seine Diagonale von 3,5 Zoll, rückt jedoch von bisher nur 480 x 320 Pixeln auf 960 x 640 Pixel vor. Mit 854 x 480 Pixel lagen zuvor mehrere Android-Phones weit vor dem iPhone. Viel weiter kann das Wettrennen nicht mehr gehen, ohne die menschliche Sehfähigkeit zu überfordern.
Die Kamera legt um 2 auf 5 Megapixel zu, verfügt über einen LED-Blitz und kann Videos in 720p aufzeichnen. Als Prozessor rückt A4 aus dem iPad ein, die zugleich vergrößerte Batterie verspricht mehr Akkulaufzeit. Die kompakten neuen Komponenten erlauben eine noch geringere Bauhöhe von 9,3 statt 12,3 mm, das Gewicht bleibt etwa gleich mit 137 Gramm.
Mehr als überfällig waren Features wie Multitasking für iPhone OS, mit denen Android längst enteilt war. Das Betriebssystem bekommt mit iOS 4 zudem einen neuen Namen. Er ist wie zuvor die Bezeichnung iPhone von Cisco Systems und seinem Betriebssystem IOS übernommen. Diesmal geht es aber ohne gerichtliche Auseinandersetzungen ab, denn Cisco verfügt zwar über das Markenzeichen IOS für sein Internetwork Operating System, hat es jedoch an Apple lizenziert „für die Benutzung des Namens als Apples Betriebssystem für iPhone, iPod touch und iPad“.
Technische Daten und neue Namen waren das eine, in seiner Keynote zur Entwicklerkonferenz WWDC verkaufte Steve Jobs aber vor allem Visionen im vierten Jahr nach iPhone. Es reichte ihm nicht, Erfolgszahlen und gesteigerte technische Daten zu verkünden, sondern ließ die Keynote-Predigt diesmal besonders visionär ausklingen.
Apple befinde sich am Kreuzweg zwischen Technologie und humanities (Geisteswissenschaften) sowie liberal arts (freie Künste). Steve Jobs beschrieb Technologie wie eine erhebende Kunstform und scheute nicht einmal vor dem nostalgischen Vergleich zurück, das iPhone 4 sei wie „eine schöne alte Leica-Kamera“.
Abbildung: Apple