Internetnutzer: Kostenlos ist besser
Von Bernd Kling am 12. Dezember 2009 1 Kommentar

Bezahlen für Informationen?
Springer-Chef Mathias Döpfner ist auf dem Kreuzzug gegen die verhasste „Kostenloskultur“ im Netz, Rupert Murdoch will Schluss machen mit kostenlosen Nachrichten. Sie sollten sich noch einmal in ihren Chefsesseln zurücklehnen und genauer nachlesen, was in der von Murdoch selbst bestellten Studie steht.
In 16 europäischen Ländern und den USA wurde die Studie „Internetnutzung“ durchgeführt von GfK Custom Research und GfK Verein. Mit „Die Bereitschaft für Internetinhalte zu bezahlen ist gering“ bewertet die GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) selbst das Ergebnis.
Das ist ein klares Resultat trotz suggestiver Fragestellung. Die gestellte Frage erscheint etwas eigenartig, zielt sie doch auf die Zahlungsbereitschaft für „Nachrichten, Unterhaltung und Informationen, wie bspw. Wikipedia“. Warum wurde als konkretes Beispiel ausgerechnet eine von Internetnutzern selbst erstellte, freie Web-Enzyklopädie mit hohem Sympathiewert genannt? Wie immer ist nicht auszuschließen, dass die Fragestellung das Ergebnis wesentlich beeinflusste. Suggestiv wird zudem auf „Kosten der Provider durch das Angebot dieser Services“ hingewiesen:
„Wenn Sie an Nachrichten, Unterhaltung und Informationen, wie bspw. Wikipedia denken und überlegen, welche Kosten den Providern durch das Angebot dieser Services entstehen, welche der folgenden Aussagen beschreibt Ihre Meinung?“
13 Prozent der Internetnutzer mit privatem Zugang wären nach dieser Fragestellung bereit, für Webinhalte zu bezahlen. 8 Prozent setzten dabei Inhalte ohne Werbung voraus, nur 5 Prozent akzeptierten kostenpflichtige Informationen auch noch „mit Werbeschaltungen“. Ein Drittel der Befragten erwartet kostenlose Inhalte ohne Werbung. Rund die Hälfte aller Surfer wünscht den kostenlosen Zugang zu Informationen, nimmt dafür aber Werbung billigend in Kauf.
Soweit Zahlungsbereitschaft bekundet wurde, ist sie in den einzelnen Ländern verschieden ausgeprägt. Überdurchschnittlich häufig sind angeblich Surfer in USA, Großbritannien und Schweden geneigt, zu bezahlen und zusätzlich Werbung in Kauf zu nehmen. Die befragten Surfer in Deutschland liegen mit 8 Prozent Zahlungsbereitschaft bei werbefreien Inhalten genau im Durchschnitt, verweigern sich aber ganz überwiegend der doppelten Zumutung, für Inhalte einschließlich Werbung zu bezahlen – nur 1 Prozent ist bereit, auch das zu akzeptieren.
Wenn zahlungsbereit, hängt es nicht zuletzt von den Webinhalten ab. Und das ist jetzt schon gar keine Überraschung: Besonders offen ist der Geldbeutel bei Finanz- und Erotikangeboten.
(bk)
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Das Problem ist doch: Was wollen Murdoch und Co. den so tolles anbieten, was sein Geld wert ist? Besser als Teczilla oder andere Blogs ist doch das „professionelle“ journalistische Angebot gar nicht, zumindest nicht im Bereicht Wissenschafts- und Technikjournalismus.