Verleger beschweren sich beim Kartellamt über Google

Von am 17. Januar 2010 1 Kommentar 

Die Zeitungs- und Zeitschriftenverleger wollen gerne Geld für ihre aufgefundenen Überschriften und Textschnipsel. Einem Kartenverlag gefallen die kostenlosen Google Maps nicht. Microsofts Shoppingportal Ciao macht auch noch eine Rechnung gegen Google auf. Suchen veraltete Geschäftsmodelle ihre Rettung auf dem Kartellweg?

Der Kartendienst Euro-Cities (Stadtplandienst.de und andere Stadtportale) beschwert sich darüber, dass sich Stadtpläne und Karten aus Google Maps kostenlos in Webseiten aufnehmen lassen. Das scheint nicht eben günstig für das Geschäftsmodell dieses Kartenverlags zu sein, der schon vor Jahren ins Gerede kam im Zusammenhang mit kostspieligen Abmahnungen von Webseiten.

Hinter der zweiten Beschwerde beim Bundeskartellamt stehen VDZ und BDZV, die Verbände der Zeitschriften- und Zeitungsverleger. Immer noch ratlos („wir werden schleichend enteignet“) im Online-Zeitalter , fordern Verleger wie Springer und Burda schon länger Anteile an den Werbeeinnahmen der Suchmaschinen, die angeblich von ihren „teuer erstellten Inhalten“ profitieren. Zum anderen hätten sie gerne Einfluss auf die Suchergebnisse selbst, unterstellten den Suchmaschinen, sie umgingen „durch Platzierung entsprechender Suchergebnisse unsere Angebote“.

Der badische Medienmogul Hubert Burda (Chip, Bunte, Focus etcetera) war es auch, der neben einem „angemessenen“ Anteil an den Erlösen der Suchmaschinen ernsthaft eine Offenlegung von Googles Suchalgorithmen verlangte. An diesem Quellcode scheinen allerdings viele interessiert zu sein, selbst zensurbesessene Regierungen. Mehr darüber wissen – und vermutlich auch Einfluss nehmen – will der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV):

„Wir wollen wissen, wie gelistet wird und warum welches Angebot oben in der Ergebnisliste steht, und wir wollen an den Werbeeinnahmen, die mit unseren aufwendig hergestellten Qualitätsinhalten generiert werden, beteiligt werden.“

Microsoft-Tochter Ciao scheint Vertragsstreitigkeiten mit Google auszutragen und ist deshalb mit zum Kartellamt gezogen. Das erscheint allerdings ein wenig absurd, da die Beschwerde der Verlegerverbände, hätte sie denn Erfolg, letztlich auch teure Auswirkungen auf Microsofts eigene Suchmaschine Bing hätte.

Aufgrund der drei, teilweise schon vor Monaten eingegangenen Beschwerden bat das Kartellamt Google um Stellungnahmen, um dann über die mögliche Einleitung eines Verfahrens zu entscheiden. Die Beschwerdeführer vereinbarten jedoch Stillschweigen bis zum kommenden Mittwoch.

Google preschte gestern vor und machte die Angelegenheit öffentlich. Laut Sprecher Kay Overbeck ist Google „gern bereit, dem Bundeskartellamt unsere Produkte und Geschäftspraktiken zu erklären, und wir sind davon überzeugt, dass sie den deutschen und europäischen Gesetzen entsprechen“.

Auch eine nette Pointe: Der gegen Google beschwerdeführende Verlegerverband BDZV bindet auf seiner eigenen Website Google Maps ein. Genau über diese Möglichkeit kostenloser Einbindungen aber regt sich der weitere Beschwerdeführer Euro-Cities auf. Um ihre eigene Glaubwürdigkeit zu erhöhen, regt Ralf Rottmann bei The Next Web die deutschen Zeitungsverleger an, die eingebundene Google-Karte einschließlich Routenberechnung von ihrer Anfahrtseite zu entfernen und vielleicht für Kartendienste der Euro-Cities AG zu bezahlen.

(bk)

Abbildung: Werner H. Schmidt / Wikimedia Commons

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Kommentare

Eine Stellungnahme zu “Verleger beschweren sich beim Kartellamt über Google”
  1. Thomas sagt:

    Es ist einfach nur zum Kopfschütteln…

    Nachdem anscheinend die Hetzkampange gegen die böse „Datenkrake“ Google nicht funktioniert hat, versuchen sie es jetzt auf dem Wege.
    Vielleicht sollte jemand den Herren mal was von robot.txt erzählen. Das die Verlage sich nicht schämen? Wenn Google schlau ist, nehmen sie die Verlage einfach mal allesamt aus dem Content raus. Mal sehen wie sie dann heulen, wenn der Trafic runter geht und sie die Bannereinnahmen nicht mehr rein holen können.
    Achja, und dann noch die Technik offen legen…ja nee, ist klar. Als nächstes wird Coca-Cola noch gezwungen, sein Rezept offen zu legen, weil Afri-Cola zu wenig Umsatz macht 😉

    Zu der Sache mit Euro-Cities sag ich am Besten jetzt nicht viel, weil sich hier das Aufregen gar nicht lohnt. Aber hey, ich habe an alle eine Geschäftsidee, sollte Euro-Cities in irgendeiner From damit durch kommen. Achtung jetzt kommts: Ich verkaufe Sauerstoff in Flaschen und anderen Behältern. Anschließend beschwere ich mich beim Kartellamt gegen die Förster in Deutschland, da der gesunde Walt zuviel frische Luft produziert, die auch noch kostenlos ist! Investoren einfach bei mir melden, wir werden reich 🙂 Natürlich wird unsere Luft an Verlger und Euro-Cities Angestellte zum dreifachen Preis verhökert…Axel-Springer Manager müssen das zehnfache zahlen 🙂