Verleger wollen "Itunes für Zeitschriften"
Von Bernd Kling am 26. November 2009
Führende US-Verleger planen einen gemeinsamen Online-Kiosk. Um ihre Magazine für Smartphones wie das Iphone, E-Book-Reader wie Amazon Kindle sowie diese Tablets zu verkaufen, die es noch gar nicht gibt.
Mit Hearst, Time Inc und Condé Nast sind die drei größten Zeitschriftenverleger in den USA dabei. Sie wollen sich finanziell an dem noch zu gründenden neuen Unternehmen beteiligen, Verträge wurden jedoch noch nicht unterzeichnet. Darüber hinaus sollen auch Tageszeitungen interessiert sein, sich dem Joint Venture anzuschließen.
Nach drastisch einbrechenden Auflagen der Printausgaben hoffen die Verleger, auf diese Weise ihre Geschäftsmodelle ohne schmerzhafte strukturelle Veränderungen in die neue Medienwelt retten zu können. Sie wollen auch im digitalen Vertrieb so viel Kontrolle wie möglich behalten. Aus einer einzigen Website sollen elektronische Varianten von Zeitschriften wie New Yorker, Time, People, Vanity Fair, Sports Illustrated oder Esquire käuflich zu erwerben sein.
Vertreter der Firmen verhandeln seit Monaten über ein solches Itunes-Modell. Laut New York Observer wurde mit John Squires von Time Inc. sogar bereits ein vorläufiger Chef für die neue Firma bestimmt. Die offizielle Ankündigung ist Anfang Dezember zu erwarten.
Die Allianz will Softwarestandards für die Betrachtung auf verschiedenen Hardwareplattformen entwickeln. Was die Hardware angeht, sind sie agnostisch und nehmen gerne alles mit, was sich anbietet. Es dürfen Iphone und Blackberry, E-Book-Reader und andere Plattformen sein, zitiert die New York Times „Leute, die Kenntnis von den Plänen haben“.
Der beteiligte Verlag Condé Nast demonstrierte bereits für das Magazin Wired eine beispielhafte Anwendung, konzipiert für das noch nicht einmal offiziell bestätigte Apple-Tablet, dessen Spezifikationen auch den Entwicklern dieser App nicht bekannt sein dürften. Selbst zu einer Videodemonstration der Anwendung für das iTablet ließen sie sich hinreißen.
Der gleiche Verleger bot auch bereits bereits eine vollständige Ausgabe des Zeitschrift GQ für das Iphone an – als App zum Preis von 2,99 US-Dollar. Um diese Dollars geht es, wie CEO Charles H. Townsend verriet: „Wir wissen, dass die Welt des Digitalen weit größer ist als Display-Werbung.“
Frederic Lardinous von Readwriteweb hält es für Verlegerträume und nennt die Gründe dafür: „Diese Unternehmen müssten vor allem auch ihre Zeitschriften neu erfinden für das digitale Zeitalter in der Art der Wired-Anwendung für das gerüchtemäßige Apple-Tablet oder Condé-Nasts Iphone-Version von GQ. Einer der Gründe, warum diese Publikationen so notleidend sind, ist die lange Vorlaufzeit, die die Inhalte überwiegend alt aussehen lassen, bis sie beim Drucker ankommen … Einfach eine digitale Kopie ihrer Magazine online zu stellen, das kann es nicht bringen.“
(bk)
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Screenshot: YouTube / Condé Nast