Verlegerlobby fordert noch mehr Stoppschilder im Internet

Von am 9. Juni 2009  

bild-displayDen deutschen Verlagskonzernen geht ein tragfähiges Gechäftsmodell für das Onlinezeitalter ab. Springer & Co wünschen sich deshalb neue Pfründen durch neue Gesetze. Bei der konzertierten Aktion mit dabei sind SPIEGEL-Verlag, ZEIT-Verlag, Bauer, Ganske, Gruner + Jahr sowie die Nachrichtenagentur dpa.

Den Verlegern geht der Arsch auf Grundeis, sie sehen ihre US-Kollegen hilflos dem Untergang entgegen rudern. Denen ist auch noch nichts Gescheites eingefallen, aber sie suchen wenigstens noch nach neuen und alten Ideen, beleben gerade wieder Wunschträume von Online-Abo-Modellen.

Gesetze statt Geschäftsideen

Den deutschen Verlagsherren fallen in ihrer Not nur gesetzliche Regelungen ein, die sie mit einer gemeinsamen Resolution fordern. Es gibt wohl ein relativ bewährtes Urheberrecht. Das aber schützt vor allem die wirklichen Urheber, die Autoren, und nicht die Verlage als Verwerter ihrer schöpferischen Leistungen. Die Verleger wollen das gültige Urheberrecht mit neuen Gesetzen aushebeln, maßgeschneidert nach ihren Wünschen. Die Stoßrichtung der Verlage zielt auf Verhältnisse wie im Musikmarkt, auf das Rundum-Abkassieren über eine Verwertungsgesellschaft à la GEMA.

spiegel-verlagshaus

Eigentlich gibt eine solche Verwertungsgesellschaft bereits für Wortproduzenten. Die heißt VG Wort und kassiert mit gesetzlicher Rückendeckung für jedes Kopiergerät, jeden Scanner, jeden Datenträger, erhöht den Preis eines jeden Computers. Was sie davon mit extrem bürokratischen Prozeduren wieder ausschüttet, steht aber überwiegend den Autoren zu und nicht den Verlagen. Urheberrecht eben, und das ist Springer-Boss Döpfner und seiner Kollegenschaft im Weg.

„Piraten, Diebesgut, Hehlerware“

bild-automat-200Deshalb die Forderung nach einem „Leistungsschutzrecht“ mit Döpfners kampagnenartig wiederholten Forderungen, verkleidet als Feststellung: „Denn das Copyright ist der Copypreis der Zukunft.“ Döpfner wünscht es sich als Freibrief zum Abkassieren rundum:

„Wir würden erstens systematisch den massiven Rechtsbruch verfolgen, der täglich im Internet stattfindet. Wir würden zweitens unsere Rechtsposition gegenüber Suchmaschinen stärken. Wir bekämen drittens die verbesserte Chance, künftig die wirtschaftliche Angebotsform unserer Webseiten zu differenzieren.“

Um ihre wirtschaftlichen Ziele durch eine von ihnen beeinflusste Gesetzgebung zu erreichen, schrecken die ehrbaren Verleger nicht davor zurück, das Internet zu kriminalisieren. Das lässt natürlich Springers Bildzeitung am schönsten heraus. Sie gibt das Gedankengut ihres obersten Befehlshabers wieder:

Doch auch in Zukunft sei es laut Döpfner nicht zu verhindern, dass „jeder Pirat geistiges Eigentum einscannen und auf einen Server spielen“ könne. Es sei aber eine Technik denkbar, so Döpfner, die verhindert, dass Diebesgut den legalen Teil des Internets passiere: „Was es dazu braucht, ist ein sicheres Wasserzeichen, das dem Netzbetreiber unmissverständlich und elektronisch leicht lesbar anzeigt: Halt, Stopp, das hier ist Hehlerware!“

„Bereits auf bestem Wege einer Umsetzung“

Die Poliltiker hat er schon so gut wie im Sack, ließ Döpfner bei einer Veranstaltung in Hamburg wissen: Das Leistungsschutzrecht sei bereits auf bestem Wege einer Umsetzung.

Ach richtig, wir haben Wahljahr. Und welche der „Volksparteien“ möchte sich mitten im Wahlkampf konzertierten Kampagnen genau dieser Verlage widersetzen?

(bk)

Zum Thema bei TecZilla:

Zypries macht sich eine Google

E-Books: Verlage in Piratenpanik

92 Prozent der Deutschen für Sperrungen im Internet – ehrlich?

Döpfner döpfnert

Zum Thema im Web:

Bildzeitung

Kress Mediendienst

Abbildungen: Noebse (Bild-Display und Bild-Automat)

Abbildung: KMJ / GNU (Verlagshaus Der Spiegel in Hamburg)

Diese Icons verlinken auf Bookmark Dienste bei denen Nutzer neue Inhalte finden und mit anderen teilen können.
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • TwitThis