Warum das iPad in Deutschland teurer ist als in jedem anderen Land der Welt (Update)
Von Bernd Kling am 8. Mai 2010 11 Kommentare
Mit mindestens 514 Euro kostet es in Deutschland mehr als überall sonst – und unsere Regierung ist schuld, lässt Steve Jobs wissen
Ein Leser des Apple-affinen Blogs fscklog wollte es wissen und versuchte es mit einer E-Mail an Steve Jobs. Sein Gott blaffte zurück: „Blame your government. Germany just added a new copyright levy for computers.“
Anhand des Mail-Headers ist angeblich schlüssig bewiesen, dass die Mail authentisch von Apples CEO abgefeuert wurde. Das macht seine Aussage, deutsche Käufer sollten sich gefälligst bei ihrer eigenen Regierung beschweren, aber auch nicht viel schlüssiger. Richtig ist zwar, dass die Verwertungsgesellschaften für einen „PC ohne Brenner“ rund 15 Euro an Urheberrechtsabgaben verlangen – und das iPad kostet in Deutschland um eben diese 15 Euro mehr als beispielsweise in Frankreich oder Italien.
Die urheberrechtlichen Abgaben sind aber weder neu noch von der deutschen Regierung erlassen – und sie erklären schon gar nicht weitere erhebliche Preisdifferenzen zu anderen Ländern. Das Gekungel der Verwertungsgesellschaften VG Wort, VG Bild-Kunst und der GEMA um die summierte pauschale Abgabe auf verkaufte PCs läuft schon länger. PC- wie Komponentenhersteller sind darin auch schon länger involviert und nahmen schon seit Jahren Rückstellungen dafür vor, haben sie längst in ihre Produkte eingepreist.
Es könnte allerdings noch teurer werden, da inzwischen auch die deutschen Presseverleger gerne doppelt kassieren wollen und dabei sind, ein Wunschgesetz für ein eigenes Leistungsschutzrecht durchzudrücken für noch eine Verwertungsgesellschaft und noch eine PC-Abgabe. Mit einer weiteren Hand wollen die selben Verleger dann für ihre Apps auf dem iPad kassieren – allen voran die Axel Springer AG, die auch zu den unerbittlichen politischen Drückern für das Leistungsschutzrecht zählt.
In den USA verlangt Apple für das am wenigsten teure iPad-Modell 499 Dollar. Das entspricht 392,40 Euro (ohne Mehrwertsteuer), während in Deutschland bei einem Verkaufspreis von 514 Euro schon ohne Mehrwertsteuer 431,93 Euro an Apple gehen, also rund 40 Euro mehr.
Wie, an allem ist nur die Regierung schuld?
Update (10. 5. 2010):
Apple nennt seit heute Preise ab 499 Euro auch für Deutschland
Abbildung: Sciondriver / CC
In den USA wird in jedem State noch ein Mal eine Steuer beim Verkauf dazugerechnet. So sind es also immer mehr als 499 $. Das würde die Differenz von 40 € erklären.
Deshalb ja der Vergleich ohne Sales Tax / Mehrwertsteuer – das erklärt es schon mal nicht.
Also soweit erkennbar ist, die Urheberrechtsabgabe auf PCs in dieser Höhe tatsächlich neu:
http://www.it-business.de/news/recht/zoelle-abgaben/abgaben-urheberrecht/articles/263255
Und das Gesetz, das das Erheben einer Urheberrechtsabgabe erst möglich macht, haben selbstverständlich Regierung und Parlament gemacht.
Gut, dann mal eine Rückblende. Natürlich operieren die Verwertungsgesellschaften seit vielen Jahren mit gesetzlicher Rückendeckung, dafür brauchte es keine neuen Gesetze oder Erlässe mehr. Vor allem über die Höhe der geforderten Pauschale haben Verwertungsgesellschaften und konkurrierende Herstellerverände seit Jahren vor Gerichten verbissen gekämpft – mehr zum Hintergrund hatten wir schon hier:
http://www.teczilla.de/einigung-ueber-pc-abgaben-doch-nicht/8690
Schon zum Jahresanfang scherten sieben größere Hersteller – unter ihnen Apple – aus und boten eine Einigung über die Höhe an, weil ihnen dafür offenbar Rabatte eingeräumt wurden. Sie hatten also im Prinzip sogar noch mehr erwarten müssen, daher auch keine völlig neue Höhe. Die Zahlungen erfolgen rückwirkend ab 2008, dafür mussten sie Rückstellungen machen. Gerade Apple muss also wissen, dass es kein überraschender Erlass der gegenwärtigen Regierung ist.
„Blame your government. Germany just added a new copyright levy for computers“ ist daher mehr als irreführend, zumal es keine 40 Euro Aufschlag erklären kann.
Den Nachteil für die Einigung von Apple und Co mit den Verwertungsgesellschaften haben übrigens neben den Verbrauchern vor allem eine Vielzahl kleinerer Hersteller. Deren Verband Zitco wehrt sich weiterhin juristisch gegen die Pauschale – während schon davon die Rede ist, die Verwertungsgesellschaften wollten auch Smartphones mit Abgaben belegen.
Steve Jobs aber wäre zu danken, wenn durch seinen Spruch die zunehmenden Begehrlichkeiten der Verwertungsgesellschaften zum Thema werden 🙂
Halten wir fest: die Differenz beträgt 40€. – Ziehen wir davon die 15€ für die Verwertungsgesellschaften ab, bleibt ein Betrag von 25€ übrig, um welchen der hießige Preis höher liegt als in den USA. >> Dies sind gerade einmal 5% vom Gesamtpreis!
Da wir in der EU eine 2-jährige Gewährleisung besitzen, ist dieser Aufschlag durchaus nachzuvollziehen.
Das künstliche Apple-Gebashe wirkt hier wirklich lächerlich!
Viel mehr solltet ihr auf die Verwertungsgesellschaften schießen, welche fürs Kopieren fleißig die Hand aufhalten, hinterher aber totzdem noch behaupten, es sei illegal…
Und ja, Steve Jobs hat Recht. Die Regierung ist es, welche dies erst möglich macht. Die Verwertungsgesellschaften werden wohl kaum von selber vernümpftig handeln (sollte eigentlich jedem einleuchten) – es bleibt also an der Regierung, für Ordnung zu sorgen!
Apple gibt auch in Deutschland nur eine einjährige Herstellergarantie und lässt sich Verlängerungen gut bezahlen:
http://store.apple.com/de/help/warranty
Die vielzitierte „2-jährige Gewährleistung“ – gilt übrigens für Händler, nicht für Hersteller – geht nicht wirklich darüber hinaus, wie wir als kundige Verbraucher alle wissen (Stichwort „Beweislastumkehr nach 6 Monaten“)
Noch’n paar gute Gründe für die Apple-Aufschläge?
Was willst du mir damit sagen? – Die Händler reichen die defekten Geräte ja auch nur an den Hersteller weiter – die Kosten bleiben also immer noch auf dessen Seite.
Bisher hatte ich auch noch nie Probleme mit der Beweislastumkehr (wobei Apple her ja nicht immer so glänzen soll, wenn man verschiedenen Quellen glauben schenkt…)
Evtl. gibt Apple auch noch einen Sicherheits-Aufschlag hinzu, damit sich Kursschwankungen zwischen den verschiedenen Währungen nicht sofort negativ in der Kalkulation auswirken.
Es ist doch so, dass hier in Europa vieles teurer ist, als in anderen Märkten – da ist Apple nicht der einzigste. In anbetracht dessen, fand ich die 25 Euro nicht wirklich so erwähnenswert.
Dass das Gerät hier in Deutschland nochmal 15 Euro teurer ist, als in Frankreich, liegt eindeutig an den Verwertungsgeselleschaften – und das ist ein hausgemachtes Problem!
Aber ehrlich gesagt, verstehe ich die Aufregung nicht ganz: entweder man kauft es zu dem Preis – oder man lässt es bleiben (ich lasse es übrigens bleiben ;).
„Die Händler reichen die defekten Geräte ja auch nur an den Hersteller weiter – die Kosten bleiben also immer noch auf dessen Seite.“
Die gesetzliche Gewährleistung verpflichtet den Händler, die Garantie hingegen ist eine freiwillige Leistung des Herstellers. Wenn ein Hersteller wie Apple nur eine kürzere Garantie anbietet, kann der Händler keine Kosten weiterreichen. Und nach sechs Monaten steht die Gewährleistung (Beweislastumkehr) ohnehin nur noch auf dem Papier, wenn der Händler nicht kulant ist.
Glaub einfach den Verbraucherschützern:
http://www.deutscher-verbraucherschutzverein.de/monatsthema_200910.html
Die vergleichsweise kurze Garantie von Apple drängt den Käufer außerdem zu einer kostspieligen Garantieverlängerung mit „AppleCare Protection Plan“, was Apple-Produkte noch einmal ganz erheblich verteuert. Bei Mac Mini zum Beispiel, mit 549 Euro Kaufpreis in einer ähnlichen Preisklasse, kostet die Verlängerung von einem auf drei Jahre satte 169 Euro.
Das alles sagt uns Steve Jobs mit seinem „Blame your government“-Bashing“ nicht.
@Anonymous
Das 16gig hätte 40€ mehr gekostet und davon sind gerade mal 15 € verwertungskram.
Und dennoch ist das eine frechheit den Preis auf die Verwertungsgesellschaft zu schieben.
Würde man den Preis (Ohne Mwst) an die US Preise angleichen hätte Apple immer noch genug Gewinn und er hätte auch die berüchtigen 15 € verlangen können.
So macht er nun durch den Rückzieher, negative Presse ?, halt in DE keinen US Gewinn +40€ sondern halt nur US+25€. Denke Apple wird es überleben.
Ok, ihr habt mich überzeugt. 🙂
Das iPad kostet nur noch 499€ (mit Mehrwertsteuer)
Trotzdem noch ein bisschen mehr als in den USA aber immerhin.
Die Datentarife hier in Deutschland sind auch nicht schlecht.
Man kann schon ab 10€ starten!
via: http://bit.ly/ipadvor