Warum AMD-Chef Dirk Meyer gehen musste
Von Bernd Kling am 12. Januar 2011 2 Kommentare
Nicht ganz so einvernehmlich
Offiziell trennten sich CEO Dirk Meyer und Chiphersteller AMD in beiderseitigem Einvernehmen. Daran melden Branchenkenner allerdings begründete Zweifel an: Wenn einvernehmlich, geht der Lotse nicht von einem Tag zum anderen. Sondern erst dann, wenn bereits ein Nachfolger gefunden ist. Und bleibt dem Unternehmen zumindest so lange verbunden, bis der Nachfolger eingearbeitet ist.
Mit Thomas Seifert übernimmt der bisherige Finanzchef nur zwischenzeitlich die Chefposition. Er war früher Vorstand des Münchner Halbleiterherstellers Qimonda, der 2009 Insolvenz anmelden musste, und hat offenbar keinen Ehrgeiz, dauerhaft an der Spitze zu bleiben.
Meyer hatte als CEO erst 2008 in einer anhaltenden Krisensituation von AMD übernommen. Meyers Vorgänger als CEO Hector Ruiz erklärte sich überrascht darüber, dass Meyer jetzt vom Verwaltungsrat hinausgedrängt wurde. AMD-Mitgründer Jerry Sanders nannte es sogar eine Schande und griff die Aufseher an: „Sie verstehen das Geschäft nicht. Sie suchen nach so etwas wie einer Zauberkugel, um einen Markt zu bestimmen, in dem sie nicht mit Intel konkurrieren.“
Von verpassten Chancen spricht AMD. Die eingeschlagene Richtung stimme, aber es gehe noch zu langsam: „Der Verwaltungsrat hat das Gefühl, dass wir Gelegenheiten für wesentliches Wachstum und überragende finanzielle Erträge haben, und dass ein Führungswechsel das Erreichen dieser Ziele beschleunigen könnte.“
„Auf dem Weg zu Tablets und Smartphones“
Nicht schnell genug ging es offenbar bei Serversystemen und insbesondere Prozessoren für den Tablet-PC. Zwar konnte Meyer zur CES die Fusion-Plattform mit APUs vorstellen, die sich besonders für den Einsatz in Subnotebooks und auch Netbooks eignen, aber das war offenbar nicht genug. Als eher pragmatischer Techniker bevorzugte Meyer bedächtige Schritte und trat nicht als der Visionär auf, der jetzt als sein Nachfolger gefragt ist. Im Gespräch sind unter anderem Ron Garriques von Dell und Timothy Cook von Apple, was allerdings wenig über deren Interesse an einem neuen Job aussagt.
Da sich Meyer nichts zuschulden kommen ließ, darf er mit einem goldenen Handschlag gehen, in seinem Wert auf 18 bis 23 Millionen US-Dollar geschätzt. Zum Hinauswurf führten offenbar vor allem unterschiedliche strategische Einschätzungen über Chips für mobile Geräte. Meyer hatte sich abwartend verhalten gegenüber Netbooks und ging ähnlich an Tablets heran, obwohl sie sich in beeindruckenden Stückzahlen zu verkaufen begannen. Dennoch erklärte er noch vor kurzem, AMD werde erst dann in Prozessoren für diesen Markt investieren, wenn er erheblich weiter gewachsen wäre. Der Markt für mobile Geräte sei zwar groß, aber weniger lukrativ: „Während es große Stückzahlen gibt, sind die Gewinne geringer.“
Der Verwaltungsrat aber wollte AMD auf dem Weg zu Tablets und Smartphones sehen, wie das Wall Street Journal erfuhr von „Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind“. Seit über einem Jahr sorgten sie sich demnach, dass CEO Dirk Meyer nicht genug unternahm, um den Chiphersteller in die Märkte für neue mobile Geräte zu bringen.
Screenshot: AMD
Qimonda bitte ohne „Qu“.
… wobei es mittlerweile ja fast egal ist. Leider.
War mir sogar mal geläufig, aber längst vergessen (und wieder korrigiert)