Was macht der Oktopus mit der Kokosnuss?
Von Bernd Kling am 15. Dezember 2009
Er beweist seine Intelligenz, indem er halbe Kokosnuss-Schalen als Werkzeug einsetzt. Um sich zu schützen und zu tarnen. Forscher wundern sich über die wissenschaftliche Sensation und bekommen Lachanfälle unter Wasser.
Der australische Biologe Julian Finn konnte das intelligente Treiben unter Wasser vor der Küste Indonesiens beobachten. Trotz eines Lachanfalls (bei dem er angeblich fast ertrunken wäre) gelang ihm auch noch der Videobeweis dafür, dass die Aderkrake – wegen ihres ädrigen Aussehens so genannt – sich als erstes wirbelloses Tier fähig erwies, ein Objekt wie ein Werkzeug einzusetzen.
Das achtarmige Tier sammelt und stapelt Kokusnusshälften. Es schnappt sich eine Schalenhälfte und schippert mit ihr unter dem eigenen Körper über den Meeresboden. Am Zielort setzt es die Schale als schützende Behausung ein, unter der es sich verbergen kann. Wenn die Oktopoden gleich zwei Hälften auftreiben konnten, setzen sie sich in die eine und ziehen die andere drüber.
Kein Wissenschaftler hätte ihnen das zugetraut, obwohl einige Oktopus-Spezies bereits Kunststücke bewiesen wie etwa, den Weg aus einem Labyrinth zu finden. Die Fähigkeit, Werkzeuge vorausplanend zu benutzen, aber galt noch immer als ausschließlich den Wirbeltieren vorbehalten. Neben den Menschen wurde es bereits bei Schimpansen, Delfinen und Krähen beobachtet. Nicht im Leben erwartet wurde es bei Oktopoden, die von Mollusken abstammen und eher mit Muscheln als mit Menschen verwandt sind.
Julian Finn und Mark Norman vom Museum Victoria in Melboune haben es bewiesen und ihre Erkenntnisse in „Current Biology“ veröffentlicht. Ein Video des intelligenten, Kokosnussschalen sammlenden Achtfüsslers ist hier zu besichtigen.
Der geniale Ringo Starr war in Sachen Oktopoden-Wissenschaft seiner Zeit offenbar weit voraus. Schon 1969 schuf er mit dem Beatles-Song „Octopus’s Garden“ ein Loblied auf die intelligenten Oktopoden. Ein Bootskapitän in Sardinien hatte ihn dazu inspiriert, der ihm von Oktopoden berichtete, die auf dem Meeresboden Steine und glänzende Objekte einsammeln, um damit Gärten anzulegen.
(bk)
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Screenshot: Julian Finn / Current Biology