Webguru Tim Bray geht zu Google
Von Bernd Kling am 15. März 2010
Er war entscheidend verantwortlich für den XML-Standard, engagiert sich für Android, bekennt sich als iPhone-Hasser
Zuletzt war er Director of Web Technologies bei Sun Microsystems. Obwohl er zugleich ein Angebot von Oracle bekam, wechselt er zum Android-Team bei Google. Seinen langen Weg durch die Softwarebranche zeichnet Wikipedia ausführlich nach.
Bei Google wird er als „Developer Advocate“ insbesondere für Android und die Beziehungen zu den App-Entwicklern zuständig sein. Trotz seiner historischen Leistungen musste auch er das übliche Marathon von Einstellungsgesprächen bei Google über sich ergehen lassen, das er in seinem Blog beschreibt:
„Ich habe mit elf Leuten gesprochen im Verlauf meines Tages dort, habe bei einem der Logikrätsel gepatzt, aber geglänzt bei der Frage, was ein Browser tatsächlich macht. Dann haben sie mir ein Angebot gemacht, ich habe akzeptiert, und hier bin ich.“
Beste Voraussetzungen dafür sind nicht nur Tim Brays historische Leistungen, sondern auch seine ausgeprägte Abneigung gegen geschlossene Welten und Apple im Besonderen. Er schlägt sich aus Überzeugung auf die Seite von Android, weil es auf Open Source basiert und auf einen offenen Markt zielt – und in Wettbewerb zum iPhone steht:
„Die iPhone-Vision der mobilen Internet-Zukunft lässt Meinungsverschiedenheiten, Sex und Freiheit außen vor, setzt aber scharfe Grenzen dafür, wer was wissen und wer was sagen darf. Es ist ein steriler Disney-fizierter Garten, umgeben von einer Mauer und bewacht von Anwälten mit scharfen Zähnen. Diejenigen, die Apps dafür entwickeln, dienen dem Vergnügen des Hausherrn und fürchten seinen Zorn.
Ich hasse es.
Ich hasse es, obwohl Hardware und Software des iPhone großartig sind, weil Freiheit nicht nur ein weiteres Wort für irgend etwas ist noch eine beliebige Zutat …
Nicht die Technologie macht das Web zu einer großartigen Sache, sondern die Tatsache, dass es die erste nicht von einem Verkäufer angebotene Plattform ist (Dave Winer gebührt die Ehre, zuerst darauf hingewiesen zu haben). Daraus folgt fast alles, was wirklich wichtig ist, und es ist jetzt äußerst wichtig für eine große Anzahl von Leuten. Es ist die einzige Art von Plattform, bei deren Aufbau ich mithelfen möchte.
Apple scheint zu glauben, dass man die Vorzüge des Internet nutzen und zugleich kontrollieren zu kann, welche Programme laufen, auf welche Teile eines Stacks Zugriffe erlaubt sind und was ein Entwickler dem anderen sagen darf.
Ich glaube, da liegen sie falsch, und ich sehe diesen Job als eine Chance, um sie zusammen mit anderen zu widerlegen.“