Weltweite Umfrage: Internetzugang als Grundrecht
Von Bernd Kling am 8. März 2010 1 Kommentar
Die Bürger sind den Politikern wieder einmal weit voraus: Vier von fünf Menschen weltweit sehen das Internet als Grundrecht, wie aus einer Umfrage in 26 Ländern hervorgeht. Und besonders große Ängste hegen die Deutschen, was das Wagnis freier Meinungsäußerung im Internet angeht.
Während manche Regierungen den Internetanschluss ihrer Bürger sogar kappen wollen, wenn Lobbyverbände Copyright-Verstöße behaupten, haben die Menschen „da draußen“ das Internet längst als unverzichtbar erkannt. Die BBC ließ 27.000 Erwachsene in 26 Ländern befragen. Der Aussage „Zugang zum Internet sollte ein Grundrecht aller Menschen sein“ stimmten 50 Prozent stark und weitere 29 Prozent in gewissem Umfang zu.
Für universellen Zugang setzen sich auch die UN und weitere internationale Organisationen ein. Die Regierungen sollten das Internat „als grundlegende Infrastruktur“ ansehen wie Wasser, Müllabfuhr und Straßen, fordert Dr. Hamadoun Toure von der International Telecommunication Union (ITU): „Das Recht zu kommunizieren darf nicht ignoriert werden … Wir sind eine Wissensgesellschaft geworden, und alle müssen das Recht haben, an ihr teilzuhaben.“
German Angst
In der Internet-Umfrage (PDF) mit überraschenden Details erklären 78 Prozent der Befragten, das Internet habe ihnen größere Freiheit gebracht. 90 Prozent schätzen die Lernerfahrungen, mit 51 Prozent ist die Hälfte von ihnen in Social Networks wie Facebook und MySpace aktiv.
Unsicher bleiben viele, inwieweit sie online frei ihre Meinung äußern können. 48 Prozent halten das Internet für „einen sicheren Ort, um meine Meinungen auszudrücken“, während 49 Prozent das nicht so empfinden. Genau bei dieser Frage gibt es die größten Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. Besonders stark auf die Meinungsfreiheit im Netz vertrauen der Umfrage zufolge Inder mit 70 Prozent, Kenianer mit 73 Prozent und Ghanaer mit 74 Prozent.
Ausgerechnet Chinesen wollen mit 55 Prozent auf die Meinungsfreiheit vertrauen, aber auch US-Amerikaner sind mit 55 Prozent vertrauensbereit. 70 Prozent der Südkoreaner hingegen befürchten, ihre Meinung nicht gefahrlos online äußern zu können. Dieser Befürchtung schließen sich 69 Prozent der Franzosen an – weltweit am ängstlichsten in dieser Frage aber sind die Deutschen mit 72 Prozent. Dazu passt vielleicht auch, dass deutsche Nutzer mit 18 Prozent am seltensten Social-Networking-Sites wie Facebook frequentieren.
Erklärt die deutsche Internet-Angst, warum hier Justiz- und Landwirtschaftsministerinnen glauben, mit dem Schüren weiterer Ängste punkten zu können? Wirkt sich die politische Panikmache aus oder schaukelt sich das gegenseitig hoch?
Grafik: BBC / GlobeScan
Internet ist zwar wirklich wichtig, aber Wasser sollte schon noch etwas wichtiger sein…