Wem gehört der Mond?

Von am 2. September 2008  

Mehrere Länder wie auch Privatfirmen wollen innerhalb der nächsten 10 Jahre ihre Zelte auf dem Mond aufschlagen. Und schon wird über die feinen Unterschiede zwischen Eigentum und Besitz debattiert.

(Foto: Luc Viatour)

Die NASA sah sich bereits zu einer Diskussionsveranstaltung veranlasst, in der es um diese Fragen ging. Eigentlich gehört der Mond niemandem, was klar sein sollte, seit das in einer internationalen Vereinbarung 1967 geregelt wurde, unterzeichnet von über 100 Ländern. Aber so einfach ist das nicht mehr, seit privatwirtschaftliche Interessen mitspielen.

„Luna Philosophie – Who Owns the Moon?“ hieß die Überschrift zu einer Veranstaltung von NASA CoLab, einer Arbeitsgruppe, die sich staatlich-privater Zusammenarbeit in der Raumfahrt widmet. Und es ging um Besitzrechte im Weltraum aus Sicht von Industrie, Vereinten Nationen und der US-Regierung mit der Fragestellung: Wer kann Anspruch auf Mondland erheben in der kommenden Welle von Mondprojekten, die von Ländern wie Wirtschaftsorganisationen zu erwarten sind? Zu den verschiedenen UN-Resolutionen zum Thema gebe es verschiedene Ansichten, sie seien vielleicht nicht bindend, und es seien neue Vorschläge fällig:

Kann jemand Land auf dem Mond besitzen?
Müssen Nicht-Regierungs-Organisationen die Resolutionen der Vereinten Nationen zu diesem Thema respektieren?
Kann jemand die Rohstoffe verkaufen, die er auf dem Mond abgebaut hat?

Es sind längst keine theoretischen Fragen mehr, der Mondrausch hat begonnen. 2015 wollen die USA auf den Mond zurückkehren und diesmal gleich ein Lager für längere Zeit aufschlagen. Mehrere Länder, darunter China und Israel, beschäftigen sich mit Mondprojekten. Und dann wären da noch die 30 Millionen US-Dollar, die beim Google Lunar X Prize zu gewinnen sind, den die Google-Gründer für die erste erfolgreiche Landung eines Roboters auf dem Mond aussetzten, der dort bestimmte Aufgaben erfüllen muss, um den Preis für seine Erbauer zu holen. Mehrere Bewerber für diesen Preis gehen davon aus, damit zugleich Besitzrechte am Mondgestein zu erwerben.

Also einfach eine Flagge in den Mondboden hämmern, um die umliegende Gegend zu besetzen? Claims abstecken, nach Rohstoffen suchen wie einst im Goldrausch? Ganz so einfach nicht, aber es gebe derzeit eine „sehr relevante Diskussion“ um den Unterschied zwischen Eigentums- und Besitzrechten – so NASA-Wissenschaftler William Marshal, der sich ausdrücklich nicht für die NASA, sondern aus privatem Interesse äußerte. Wie eben der Mieter einer Wohnung nicht Eigentümer ist, aber sehr wohl über Besitzrechte verfügt.

Land besetzen und besitzen möchte gerne Steve Durst, Mitbegründer und Vorstandmitglied der International Lunar Observatory (ILO) in Hawaii. Seine Firma möchte ein astrophysikalisches Observatorium auf dem Mond einrichten, das Energie erzeugen, für Kommunikation sorgen – und als Makler von Landrechten fungieren soll. Er erklärte in der Debatte forsch, er hoffe seine Initialen in ein Bein des Mondrovers ritzen zu können, um „seinen Morgen Land“ zu beanspruchen. Denn die Frage sei doch, „wie lässt sich überhaupt etwas in Gang bringen auf dem Mond, wenn er allen gleichzeitig gehört?“

Gut, der lunatische Entrepreneur würde gerne eine Hälfte seines Morgens wieder für einen gemeinsamen Landpool abgeben, und damit ließe sich „das Recht auf individuelles Eigentum verbinden mit der Vorstellung, dass der Mond der gesamten Erde gehört“. Letztendlich gehe es darum, Rechte im besten Interesse der Menschheit zu vergeben und das nicht erst dann zu tun, wenn es bereits zu einem Schlammassel gekommen sei:

„Fazit: Wem gehört der Mond – niemand. Wem sollte der Mond gehören – niemand. Schließt das Besitzrechte aus? Nein. Der beste Weg nach vorn ist vermutlich eine Form von Körperschaft, die Besitzrechte konzessioniert, ähnlich wie es in der Geologie gelingt.“

(bk)

NASA CoLab

Lunar X Prize

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