Wer liest noch Zeitung?
Von Bernd Kling am 16. Dezember 2009
Die Abo-Drücker für Tageszeitungen (die auf Papier gedruckten) bekommen keinen Fuß mehr in die Tür. Sie geben auf. Schlittern die Papiermedien auf dem Holzweg ins digitale Zeitalter?
Eben klingelte ein freundlicher älterer Herr, einen Stapel des Tagesspiegel im Arm. Ob ich den vielleicht lese?
Ja, gelegentlich, gebe ich gerne zu und erkläre mich bereit, seinen Papierstapel um eine Zeitung zu erleichtern. So ohne weiteres will er die aber doch nicht abgeben und fragt erneut, ob ich die Zeitung lesen würde.
Klar, er will mir gerne ein Probeabo andrehen, das automatisch weiterläuft. Manchmal sind sie schon so verzweifelt und bieten kostenlose Probeabos an, die sich nicht automatisch in ein bezahlbares Abo verlängern. Kino-Freikarten und dergleichen versprechen die Abowerber auch noch gerne, wenn sie sich einem vor dem Einkaufszentrum in den Weg werfen.
Also, ein Abo können Sie mir nicht andrehen, erkläre ich dem Holzmedien-Werber, der mich freundlich durch seine Brille beäugt.
Ob ich die Zeitungen denn lese, fragt er noch einmal. Ja, aber eher online.
Na, dann haben Sie ja schon alles, bedankt er sich und trägt seinen Zeitungsstapel weiter.
Das Stichwort „online“ genügte. Kann es sein, dass dieser Drücker mehr vom Zeitungsgeschäft versteht als die Verleger der Welt?
(bk)
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Abbildung: DRB62 / CC