Wie Apple die App-Entwickler knebelt
Von Bernd Kling am 10. März 2010
Wer unterschreibt, darf nicht einmal über die von ihm unterschriebene Lizenzvereinbarung reden
Herausgekommen ist es nun doch. Die EFF (Electronic Frontier Foundation) wagt den Kampf um digitale Freiheitsrechte auch mit Apple und kam an das 28-seitige Dokument durch die NASA. Denn nachdem auch die Weltraumbehörde eine eigene Anwendung für das iPhone erstellt hatte, konnte sich die EFF auf den Freedom of Information Act berufen, der Behörden zur öffentlichen Einsicht in Dokumente verpflichtet. Die NASA musste liefern, was Apple die Öffentlichkeit nicht wissen lassen wollte.
Tatsächlich geht aus dem Vertragswerk eine Schweigeverpflichtung für die Entwickler hervor. Ihnen ist untersagt, sich öffentlich zu dem zu äußern, was alle Entwickler vor der Einstellung ihrer App in Apples App Store unterschreiben müssen. Was erklärt, warum es bislang online keine Kopien oder öffentliche Diskussionen dazu gab.
Aufbegehren können die Entwickler ohnehin nicht, denn Apple kann laut Abschnitt 8 ihre App jederzeit killen, auch wenn es mit „das digitale Zertifikat jeder Ihrer Anwendungen jederzeit widerrufen“ etwas feiner formuliert ist. Wie von Steve Jobs selbst bestätigt, ist auch die Löschung bereits installierter Anwendungen auf iPhone und iPod touch aus der Ferne möglich – und scheint durch diese Regelung gedeckt zu sein.
Schadenersatz dafür wäre auch nicht ernsthaft drin. Apple nimmt sich heraus, auch bei berechtigten Schadenersatzforderungen eines Entwicklers niemals mehr als 50 (fünfzig) US-Dollar berappen zu müssen. Könnte sich eine Versicherungsgesellschaft oder ein Fahrzeughersteller erlauben, Vertragspartnern so etwas vorzulegen?
Weitere Bestimmungen zielen offenbar darauf ab, die Welt aller Apple-Produkte geschlossen zu halten, nicht nur bezogen auf das iPhone. Nach Einschätzung der EFF könnte es sogar bedeuten, dass App-Entwickler keine Anwendungen schreiben dürfen, die eine Zusammenarbeit von iPods mit Open-Source-Software ermöglichen.
EFF-Anwalt Fred von Lohmann: „Wenn Apple wirklich führend sein möchte, dann sollte es Innovation und Wettbewerb fördern, statt sich wie ein missgünstiger und tyrannischer Feudalherr aufzuführen. Die Entwickler sollten bessere Bedingungen fordern. Kunden, die ihre iPhones lieben, sollten sie darin unterstützen.“