Wenn sich Iphones selbst zerstören
Von Bernd Kling am 27. August 2009
Seit Apple ein berstendes Iphone als Einzelfall abtat, mehren sich die Berichte von Betroffenen. Bereits elf „explosive“ Iphones werden aus Frankreich gemeldet. Die französische Behörde für Verbraucherschutz DGCCRF untersucht, die Europäische Kommission bittet um Auskunft.
Die französische Tageszeitung Nouvel Observateur zählt inzwischen 11 Berichte über explodierende oder wahlweise implodierende Iphones in der französischen Presse. Dabei ist einerseits noch schwer abzuschätzen, wie gesichert dieser Meldungen sind. Andererseits gab Apple selbst gute Gründe, eine erheblich größere Dunkelziffer von ähnlichen Unfällen zu vermuten durch die kürzlich in England nach einer Ipod-Touch-Explosion enthüllte Praxis, betroffenen Benutzern eine Entschädigung nur gegen Unterzeichnung einer Schweigeerklärung zu gewähren.
Mit einer Flut von Eingaben hinderten Apples Anwälte zuvor die US-Behörde für Verbrauchersicherheit über sieben Monate daran, Berichte über entflammte Ipods zu veröffentlichten. Gerade Apples informationsfeindliches Verhalten muss Spekulationen nähren, dass es sich bei den bekannt gewordenen Zwischenfällen nur um die Spitze eines Eisbergs handeln könnte.
Ein besonders drastischer Bericht handelt von einem Iphone mit einem berstenden Glasdisplay, bei dem das Auge des Benutzers einen Splitter abbekam. Den Berichten zufolge neigten die Iphones in so gut wie jeder Lebenslage zur Selbstzerstörung, beim Klingeln eines eingehenden Anrufs oder in der Tasche eines Rentners. Der 80-jährige Rolland Caufman aus dem Pariser Vorort Noisy-le-Sec erlebte es schon eine Woche nach dem Erwerb seines Iphones:
„Ich ging zum Einkaufen, hatte das Iphone in meiner linken Tasche. Plötzlich spürte ich, wie es heiß wurde und zu vibrieren begann – obwohl ich den Vibrationsalarm nie eingestellt hatte.
Ich nahm es aus meiner Tasche, um es an mein Ohr zu halten – und dabei sah ich, wie das Display barst, ganz ähnlich wie bei der Windschutzscheibe eines Autos.“
Einige Betroffene berichten von Unterstellungen der Apple-Händler, sie hätten ihre Geräte selbst beschädigt. Das allerdings steigerte die Wut des vierzigjährigen Olivier Milano erst recht, der gegenüber dem TV-Sender TF1 erklärte:
„Ich werde den Schaden amtlich untersuchen lassen und zur Untersuchung an das LNE schicken, das Laboratoire national d’essai. Das kann mich 4000 Euro kosten, aber ich bin bereit dazu. Ich werde nicht klein beigeben gegenüber Apple.“
(bk)
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Screenshot: Le Parisien