Amazon macht seine Bücher selbst: Wozu braucht es noch Verleger?

Von am 20. April 2012  

Literatur aus der Datenbank

Das vor einem Jahr angekündigte Amazon Publishing, mit dem der Onlinehändler den US-Verlagen Konkurrenz machen und sie das Fürchten lehren will, kommt in die Gänge. Das Verlagsprogramm wird betreut von Larry Kirshbaum, einem Veteranen der Buchbranche. Er war zuvor einflussreicher Literaturagent und CEO der Time-Warner Book Group.

Bei der Autorenveranstaltung „Writers Speak Wednesdays“ gab Kirshbaum nähere Einzelheiten preis und redete das Projekt erst mal ganz klein: „Trotz der Tatsache, dass Amazon ein sehr großes Unternehmen auf der Einzelhandelsseite ist, wie Sie alle wissen, sind wir ein sehr kleiner Verleger. Wir sind ein Start-up. Wir beschäftigen nur 20, 25 Leute.“

Er räumte anschließend doch gewaltige verlegerische Chancen ein aufgrund von Websites, Stores und der Amazon-Datenbank. All das werde Amazons eigene Verlagssparte für seine Zwecke zu nutzen versuchen. Mitarbeiter aus dem Marketing mischen bei der Auswahl zu veröffentlichender Bücher mit, „weil wir den ganzen Bogen der Verlagsarbeit betrachten wollen“.

Die Bücher sollen in der Regel gedruckt sowie als E-Books erscheinen, einige sogar nur als E-Books. Amazons Reader Kindle nennt der Verlagsleiter den „Traum eines Lesers“, weil ein Buch mit wenigen Klicks und innerhalb von 30 Sekunden zu bekommen sei.

Kirshbaums Verlagsbüro sichtet die in Frage kommenden Manuskripte und sieht dann in den Datenbanken nach, wie frühere Bücher im Amazon Store liefen. Daten aus der Nielsen-Marktforschung finden ebenfalls Berücksichtigung, dann wird die Zustimmung der Amazon-Zentrale in Seattle eingeholt, bevor der Autor ein Angebot erhält.

So soll Amazons eigene Verlagssparte arbeiten, nicht zu verwechseln mit von Autoren selbst veröffentlichten E-Books für den E-Book-Reader Kindle (Kindle Direct Publishing, KDP). Für sein eigenes Verlagsprogramm setzt Amazon ganz auf die Datenbank: „Wir denken, weil wir als hausinternes Unternehmen einen direkteren Zugang zur Datenbank haben, dass wir ein Buch nehmen und es den Lesern präsentieren können, denen ähnliche Bücher gefielen oder die thematisch verwandte Bücher gekauft haben … das ist ein guter Weg, um ein Buch zu lancieren.“

„Kunden, denen X gefiel, könnte auch Y gefallen“, werden Besucher von Amazons Website zu lesen bekommen. Und das Buch Y möchte Amazon bevorzugt selbst verlegen.

Abbildung: Amazon

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