Analysten: Chrome OS senkt Netbook-Preise

Von am 9. Juli 2009 2 Kommentare 

netbook-chrome-os-200Das neue Google-Betriebssystem bricht zwei Quasi-Monopole auf. Es ermöglicht den Verzicht auf Microsoft Windows – und auf Intel-Prozessoren. Mit HP, Lenovo, Asus und Acer sind die führenden Hersteller bereits mit dabei.

Die Ankündigung eines ultraschlanken, Linux-basierten Betriebssystems durch Google überraschte die meisten Kommentatoren. Entscheidende technische Details entgingen ihnen, stattdessen ergingen sie sich in Allgemeinplätzen wie „Google unterschätzt Trägheit der PC-Nutzer“ (so die Financial Times Deutschland, die deshalb zum wörtlichen Schluss kommt, Microsofts Quasi-Monopol sei weiterhin ungefährdet.

Sie übersehen dabei, dass Chrome OS zunächst auf Netbooks vorinstalliert kommt und damit den am schnellsten wachsenden PC-Markt besetzt. Die führenden Netbook-Hersteller sind schon mit dabei, weitere werden sich bis zum Marktstart 2010 anschließen.

In diesem wachsenden Markt aber hat sich Microsoft selbst in die Sackgasse manövriert. Windows 7 ist auf ihnen zwar lauffähig, aber immer noch überdimensioniert. Dazu kommt der von Microsoft erwartete Preis. Der muss niedriger als bei Desktops ausfallen, deshalb verfiel Microsoft auf seltsam anmutende Einschränkungen wie maximal drei gleichzeitig laufende Programme (Plan wieder aufgegeben) sowie einen unveränderlichen Desktop-Hintergrund.

Microsoft muss über den Preis konkurrieren

Google aber bietet ein für diese Kategorie maßgeschneidertes Betriebssystem kostenlos an. Microsoft wird deshalb, so die überwiegende Meinung der Analysten, mit Preissenkungen reagieren müssen. Brent Williams von Benchmark Co:

„Microsofts Strategie läuft wahrscheinlich darauf hinaus, über den Preis zu konkurrieren. Jetzt gibt es einen starken Wettbewerber mit einer bekannten Marke. Diese Firma heißt Google.“

Günstigere Betriebssysteme sind aber auch überfällig, meint Shaw Wu von Kaufman Bros. Während die Preise fast aller PC-Komponenten fielen, „gab es das eine Ding, dessen Preis nicht nachgab, nämlich der für das Betriebssystem. Das wird etwas mehr Druck auf Microsoft bewirken.“

Auch den PC-Herstellern soll es gut bekommen: „Ich denke, das sollte die Profitabilität der PC-Hersteller allgemein verbessern. Es bleibt die Frage, wie viel davon sie an die Kunden weitergeben.“

Intel darf draußen bleiben

Neben Microsofts offener Netbook-Flanke wurde erst recht der zweite Teil von Googles OS-Ankündigung übersehen, der Intel betrifft. Intel hat mit seinen Atom-Prozessoren den Netbook-Markt stärker im Griff als Microsoft mit seinen Windows-Betriebssystemen. Chrome OS aber ist nicht nur auf auf Intels x86-Chips, sondern auch auf Prozessoren der ARM-Architektur lauffähig, wie sie bislang überwiegend in Handheld-Geräten und Smartphones zu finden sind. ARM-Prozessoren stellen unter anderem Texas Instruments, Toshiba, Qualcomm und Freescale her – und diese Unternehmen hat Google bereits als Partner gewonnen, die Chrome OS ausdrücklich unterstützen.

Die ARM-Prozessoren dürften ebenfalls für sinkende Preise sorgen und Intel zu mehr Wettbewerb zwingen. Darüber hinaus ermöglichen sie kompaktere Netbooks wie auch Tablets.

(bk)

Zum Thema bei TecZilla:

Google Chrome OS – das Betriebssystem zum Browser

Windows 7 Starter: Desktop! ändern! verboten!

Microsoft erobert die Netbooks – nicht

Zum Thema im Web:

Google Chrome OS – FAQ

Handelsblatt

Reuters

Abbildung: Acer / Google (Montage: TecZilla)

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Kommentare

2 Stellungnahmen zu “Analysten: Chrome OS senkt Netbook-Preise”
  1. Kohloe sagt:

    Während die Preise fast aller PC-Komponenten fielen, “gab es das eine Ding, dessen Preis nicht nachgab, nämlich der für das Betriebssystem. Das wird etwas mehr Druck auf Microsoft bewirken.”

    Welch‘ Schauder mit über den Rücken läuft!

    Da möcht ich doch mal wissen, welches Teil nicht billiger geworden ist. Einzig und allein fallen mir da die Kabel und Gehäuselüfter ein.

    Klar dass die 20GB Festplatten die wir vor 10 Jahren benutzt haben jetzt nix mehr wert sind. Aber Windows 98 auch nicht.

  2. schussel sagt:

    Na das stimmt im wesentlichen schon, vor 10 Jahren hat man für ein Einstiegssystem etliches mehr ausgegeben als heute, die einzelnen Komponenten wurden nicht nur leistungsfähiger sondern eben auch günstiger. Wenn man etwas weiter zurück blickt, ist der gesamte Preisverfall noch erheblich deutlicher, während dabei auch andere Betriebssysteme aus den unbezahlbaren Bereichen auf MS-Niveau sanken (oder aus Konkurrenzdruck eben auch drunter – dafür kann man M$ in der Zeit sogar durchaus mal dankbar sein), konnte sich Windows preislich sogar steigern. Ohne das nun in irgendeiner Weise zu bemängeln (Markt ist halt Markt), denke ich aber, dass jetzt der Zeitpunkt da ist, wo eben dieser Markt M$ zeigen wird, dass auch sie nicht mehr nehmen können, was sie wollen und sich dem Konkurrenzdruck beugen müssen.