Android, Chrome und die Konvergenz
Von Bernd Kling am 23. November 2009
Wächst zusammen, was zusammen gehört, entsteht aus Chrome OS und Android das eine Betriebssystem der nächsten Generation? Könnte irgendwann passieren, meint Google-Mitbegründer Sergej Brin.
Mehr hat er eigentlich nicht gesagt, und das nur informell nach der Presseveranstaltung mit all den Enthüllungen über Chrome OS. Tom Krazit von Cnet hat es gehört, und seither macht es Überschriften. Obwohl es wenig Sinn ergibt, auf den ersten Blick nicht und auch auf den zweiten nicht.
Android ist Googles Handy-Betriebssystem, für das sich zahlreiche führende Hersteller entschieden haben. Es ist gerade dabei, sich im Markt zu etablieren und Windows Mobile locker aus dem Rennen zu werfen. Chrome OS hingegen wird für eine neue Kategorie von Netbooks entwickelt, die über große Displays und Volltastaturen verfügen, wie wir sie von Notebooks kennen.
Der entscheidende Unterschied aber liegt in den Anwendungen. Android setzt auf Apps, die im Android Market zum Download bereitstehen. Ähnlich wie Iphone und App Store, aber ohne die von Apple ausgeübte rigide Kontrolle. Diese Apps sind lokale Anwendungen, sie sind selbst lokal gespeichert und speichern auch lokale Daten. Chrome OS hingegen nutzt den lokalen Flash-Speicher nur als Cache, dient sich als extrem schnelle und problemlose Plattform für Cloud Computing an. Keine lokalen Anwendungen, keine lokale Speicherung. Alles läuft im Browser und damit in den Server-Wolken.
Beide Betriebssysteme beruhen auf Linux und Open Source, beide setzen auf die Browser-Basis Webkit. Sie wurden jedoch mit völlig entgegengesetzten Zielsetzungen entwickelt. Wenn ihre Entwicklungslinien zu einem kaum zu erahnenden Zeitpunkt zusammenlaufen sollten, müsste sich ein OS entscheidend wandeln.
Das wäre etwa der Fall, wenn Android ebenfalls ganz auf lokale Apps verzichtet und nur noch auf Web-Anwendungen setzt. Träumt Google davon, oder war es nur so eine Idee, die Sergej Brin in den Smalltalk einbrachte?
Konvergieren die Google-Betriebssysteme? Tatsächlich führten die Google-Entwickler bei der Vorstellung von Chrome OS eine andere Konvergenz als guten Grund für die Entwicklung von zwei Betriebssystemen an: Eine „echte Flut konvergierender Trends“ erfordere genau das.
Wenn sich Android und Chrome OS eines Tages dennoch vereinen, dann wäre eine evolutionäre Entwicklung von Android hin zu Web Apps und weg von lokalen Anwendungen vorstellbar, um sich dem Konzept von Chrome OS zu nähern. Die Essenz von Chrome OS hingegen ist der vollständige Verzicht auf lokal installierte Anwendungen, der radikale Gegenentwurf zu Betriebssystemen wie Microsoft Windows und Mac OS X, der mehr Geschwindigkeit, Sicherheit und einfachste Bedienung verspricht. Wollte Google dieses Prinzip aufgeben, bliebe nicht mehr als ein aufgebohrtes – Android.
(bk)
Zum Thema bei TecZilla:
Was radikal anders ist bei Chrome OS
Google Chrome – das Betriebssystem
Zum Thema im Web:
Abbildung: Google (App-Menü von Chrome OS)