Android: Ein, zwei, viele App Stores
Von Bernd Kling am 8. Oktober 2010
Amazon kurz vor dem Start, weitere Anbieter folgen
Während Apple den eigenen App Store übermäßig reguliert, geht Google beim Android Market betont offen heran und lässt ohne große Formalitäten herein, was immer anstürmt. Das ist auch wieder nicht zur Freude aller Entwickler. Die weitgehend ungefilterte Flut bewirkt zuviel Hintergrundlärm, beschwert sich doubleTwist, Anbieter einer bekannten Musik-App: „Es bedeutet, dass die guten Anwendungen weniger sichtbar sind, weil da draußen zuviel Lärm ist.“
Die Auffindbarkeit im Android Market erschwert ausgerechnet eine unzureichende Suche. Dazu kommen noch immer eingeschränkte Bezahlmöglichkeiten, auch wenn inzwischen auf weitere Länder ausgeweitet und eventuell bald durch PayPal ergänzt. Google organisiert kaum, stellt nicht heraus. In diese Bresche springt Online-Händler Amazon mit einem geplanten App Store für Android, von dem inzwischen zahlreiche angesprochene Entwickler berichten. Selbst diesen Partnern gegenüber wollte Amazon jedoch weder den Namen des kommendes App Stores noch den Zeitpunkt der geplanten Eröffnung nennen. Anfragen beantwortet Amazon noch immer nur mit der Formel, keine „Gerüchte und Spekulationen“ kommentieren zu wollen.
Bereits vor Wochen bei TechCrunch enthüllt, hörte inzwischen auch das Wall Street Journal von Amazons Marktplatz durch „Personen, die über Amazons Pläne unterrichtet wurden“. Wie Apple und Google will auch Amazon den Entwicklern 70 Prozent der Einnahmen überlassen und selbst 30 Prozent einbehalten. Eine besondere Klausel sieht dabei jedoch vor, dass die jeweiligen Apps nicht andernorts zu einem günstigeren Preis zum Verkauf kommen dürfen – und der Einschluss durch Amazons DRM ist unumgänglich.
Amazon kann wie Apple den Vorteil einer großen Anzahl von Kunden ausspielen, die bereits die eigenen Bezahloptionen in zahlreichen Ländern nutzen. Amazon kennt die Vorlieben der Kunden und weiß, wie ein Laden zu organisieren ist. Motiviert ist Amazon als Anbieter digitaler Inhalte von Musik bis E-Books, der weiterhin ganz vorne dabei bleiben und nichts verpassen will, schon gar nicht den aufstrebenden Markt der Smartphone-Apps.
Während Amazon seinen Android App Store vorbereitet, scharren weitere Anbieter in den Startlöchern. Mit Best Buy denkt auch die führende Kette von US-Elektronikmärkten an einen eigenen App Store, wie CEO Brian Dunn zugab, als er auf Amazons Pläne angesprochen wurde. Am Ball ist auch bereits der US-Mobilfunkanbieter Verizon Wireless mit einen eigenem App Store für Android, bereits vorinstalliert auf Smartphones wie Motorola Droid und Samsung Galaxy. Analyst Ray Veldez von Gartner sagt weitere Markteröffnungen voraus: „Neue Anbieter werden App Stores aufbauen – Netzbetreiber, Gerätehersteller, E-Commerce-Sites.“
Sie alle zielen auf einen Markt, der sich erst zu entwickeln beginnt und nicht nur auf die privaten Verbraucher zielt. Mobile Apps werden sich auch in Unternehmen durchsetzen, wenn sich eine aktuelle Umfrage von IBM unter 2.000 IT-Experten in 87 Ländern bestätigt. Mehr als die Hälfte von ihnen erwartet, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre mehr Entwickler an mobilen Anwendungen und Cloud-basierter Architektur arbeiten als an traditionellen Computing-Plattformen für Unternehmen.
Abbildung: Google