Antennagate: Apple opfert den Bauern
Von Bernd Kling am 8. August 2010
Er heißt Mark Papermaster, kam von IBM und war für die Hardware von iPhone 4 verantwortlich
Apple sagt nichts, Papermaster sagt nichts. Mark Papermaster geht aus unbekannten Gründen und mit unbekanntem Ziel. Das erscheint umso verwunderlicher, als der anerkannte Prozessorexperte noch im Jahr 2008 wichtig genug war für einen juristischen Schlagabtausch zwischen IBM und Apple. IBM wollte Papermaster nach 25-jähriger Tätigkeit bei IBM nicht mit all seinen erworbenen Firmengeheimnissen zu Apple ziehen lassen und versuchte es mit einer gerichtlichen Klage zu verhindern. Apple hielt dagegen, beide Seiten einigten sich schließlich.
„Es gibt kein Antennagate“, ließ Steve Jobs bei seiner denkwürdigen Pressekonferenz am 16. Juli wissen, bei der er die besonderen Empfangsprobleme von iPhone 4 rundum abstritt – obwohl im Labortest von Consumer Reports bewiesen – und anderen Herstellern ebensolche andichtete. Aber schon zu diesem Datum fiel auf, dass ausgerechnet der für die Hardware-Entwicklung von iPhone 4 verantwortliche Mark Papermaster fehlte, während andere Apple-Manager anwesend waren. Ein erstes Zeichen dafür, dass er in Ungnade gefallen war.
Der Vollzug des Bauernopfers wurde schließlich deutlich, als Mark Papermasters Name aus Apples Website getilgt wurde. Die New York Times beschreibt es in einem Stil der neuen Appologie, die an die Kremologie früherer Jahrzehnte erinnert:
„Mr. Papermaster, der am frühen Samstag noch als Manager auf Apples Website aufgeführt wurde, war im Laufe des Tages von der Website verschwunden.“
Screenshot: Consumer Reports