Kultische Geheimhaltung: Apple, das iPad und die Dunkelkammer
Von Bernd Kling am 19. März 2010 1 Kommentar
Apples Geheimhaltungsmanie treibt seltsame Blüten – noch Unternehmen oder schon Sekte?
Steve Jobs kann nicht mitkommen und persönlich über jedes Apple-Tablet wachen, das vor dem offiziellen Verkaufsstart am 3. April an Entwickler ausgegeben wird. Er verpflichtet daher Software-Entwickler, die schon vorher ein wenig damit üben wollen, zu wirklich obskuren Praktiken.
Obwohl vermutlich schon das Ausplaudern derselben mit höchsten Vertragsstrafen belegt ist, bekam Business Week davon zu hören von „vier Personen, die mit der mehr als 10-seitigen Vereinbarung vertraut sind, die Partnern untersagt, Informationen über das iPad zu enthüllen“. Die bekannte Formel also für verlässliche, von der Redaktion verifizierte Quellen, die aber nachvollziehbare Gründe haben, keinesfalls namentlich genannt werden zu wollen.
Wer sich auf den Pakt mit Apple einlässt, muss hoch und heilig versprechen, das Wundertablet isoliert in einem Raum mit abdunkelten Fenstern zu bewahren. Darüber hinaus muss gesichert sein, dass es nicht etwa entwendet werden kann, indem es an einem festen Objekt befestigt wird. Bevor Apple ein iPad auf den Weg bringt, muss der Empfänger durch Fotobeweis belegen, dass er die verlangten Vorbereitungen getroffen hat.
Von ähnlichen Regularien im Apple-Campus mit durch schwarze Tücher abgedeckten Geräten und blinkenden Warnleuchten wird schon länger berichtet. Über die Jahre hinweg wurden Apples Sicherheitsforderungen offenbar immer drastischer. Ungebremst scheint es sich jetzt auf die Gemeinde unabhängiger Entwickler auszuweiten.
Dazu kommt eine rigorose Auswahl unter den Entwicklern, die überhaupt vor der Markteinführung an ein Tablet kommen. Selbst bekannte Softwarefirmen blieben außen vor wie etwa Evernote oder Flixter, dessen Gründer Joe Greenstein vergeblich um ein iPad flehte. Vergeblich waren sogar die Nachfragen von Trip Hawkins, der mit seiner Neugründung „Digital Chocalate“ Apps entwickelt – und er war einst Marketingchef von Apple, bevor er das Unternehmen verließ, um Electronic Arts zu gründen.
Abbildung: Raneko / CC
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