Apple gegen Google: Es wird persönlich

Von am 14. März 2010 3 Kommentare 

Googles Gründer bewunderten ihn und sahen ihn als ihren Mentor – heute fühlt sich Steve Jobs verraten

Noch vor Jahren schlug Google-CEO Eric Schmidt scherzhaft vor, die beiden Firmen zu fusionieren und in AppleGoo umzubenennen. Damals harmonierten Apple und Google und sahen sich in gemeinsamer Feindschaft gegen Microsoft vereint. Inzwischen stehen sich Apple und Google als erbitterte Feinde gegenüber. Apple sieht angeblich bereits einen neuen Verbündeten in Microsoft und könnte – natürlich gegen gute Bezahlung – Microsofts Bing als Standardsuche auf das iPhone bringen.

Wie tief die Wut und die Verletzungen gehen, ergaben Nachfragen der New York Times bei Branchenbeobachtern und gegenwärtigen wie früheren Mitarbeitern beider Unternehmen. Sie wussten reichlich zu erzählen, wollten aber ganz überwiegend anonym bleiben, um ihre Jobs und Geschäftsbeziehungen nicht in Gefahr zu bringen. Ein Investor aus dem Silicon Valley beschreibt es gleich einem 3. Weltkrieg und staunt über die „Feindseligkeit, die zwei der mächtigsten Leute in der Industrie antreibt. Das ist emotional. Es ist der größte Ego-Kampf in der Geschichte. Es ist ein Aufruhr.“

Spaziergänge mit Steve

Besonders vergrätzt ist demnach Steve Jobs und gibt sich ganz dem Gefühl hin, seine früheren Freunde bei Google hätten ihm wie gemeine Diebe in die Tasche gelangt („in short, he feels that his former friends at Google picked his pocket“). Mehr noch, er treibt seine Mitarbeiter zum Kampf gegen den neu ausgemachten Feind: „Lasst euch nicht täuschen: Google will das iPhone killen. Das werden wir nicht zulassen.“

Den Verrat schreibt er CEO Eric Schmidt und den Google-Gründern zu, die er zuvor als Bewunderer seiner selbst erlebte. Larry Page und Sergey Brin waren in den frühen Google-Tagen regelmäßige Besucher bei Steve Jobs in der Apple-Zentrale. Berichtet wird von ausgedehnten Spaziergängen, die Brin mit Jobs nahe seinem Haus in Palo Alto und am Fuß der nahegelegenen Santa Cruz Mountains unternahm. Sie diskutierten dabei über die Zukunft der Technologie und planten gemeinsame Unternehmungen, zu denen es allerdings niemals kommen sollte – darunter eine gemeinsam zu entwickelnde Version von Apples Safari-Browser für Windows.

Page und Brin machten keinen Hehl aus ihrer Bewunderung für Jobs, sahen ihn als Vorbild, während sie selbst in ihre Rollen als Manager wuchsen. Heute sind sie enttäuscht über die aufgelöste Freundschaft mit Apple, wie aus ihrer Nähe zu hören ist. Wie andere Google-Manager wollten sie jedoch nicht Googles Bemühungen um eine Öffnung der Branche und Erfolge im mobilen Computing aufgeben, um Steve Jobs zu beschwichtigen.

„Ich werde euch verklagen!“

Jobs wiederum sieht die Googler als Angreifer, die sich auf das ihm zustehende Terrain wagten: „Wir haben ihnen nicht das Suchgeschäft streitig gemacht. Sie sind in das Handy-Business eingedrungen.“

Die einst freundschaftliche Verbundenheit schlug in eine ausgesprochene Kriegsstimmung gegen Google um. Schon bei einer hitzigen Besprechung, die 2008 in der Google-Zentrale in Mountain View stattfand, drohte Jobs Google-Managern mit einer Patentattacke. „Ich werde klagen“, kündigte er wütend an für den Fall, dass Google Multitouch-Gesten auf Geräten mit Android OS einführte.

Google hielt sich zunächst zurück und ließ Multitouch außen vor, inzwischen aber sind Multitouch-Gesten bei Android-Handys ebenso üblich wie bei anderen Betriebssystemen. Mit einer breiten Patentklage gegen HTC, die eindeutig auf Google und das Android OS zielte, machte Steve Jobs inzwischen seine Drohung wahr. Google versprach umgehend Beistand für HTC, die weitere Eskalation ist abzusehen und wird voraussichtlich über Jahre hinweg für Schlagzeilen sorgen.

Besonders intensiv tragen Apple und Google die Feindseligkeiten bei der aggressiven Jagd auf Startup-Unternehmen aus, für deren Übernahme sie sich gegenseitig überbieten. Apple schlug blitzschnell bei Lala Media zu, als Google Interesse zu zeigen begann. Google wiederum sicherte sich AdMob Inc, einen auch von Apple begehrten Spezialisten für Handywerbung.

Dürfen es 150 Millionen mehr sein?

Wie jetzt enthüllt wurde, hatte Apple für AdMob zuvor 600 Millionen US-Dollar geboten, ließ jedoch eine vereinbarte Frist von 45 Tagen aus unerfindlichen Gründen verstreichen. Exakt drei Tage nach Fristablauf bekam Google den Zuschlag für 750 Millionen Dollar. Ein Aufpreis, den Google gerne bezahlte, um Apple zuvorzukommen, wie ein damit vertrauter Manager verrät: „AdMob hätte niemals 750 Millionen Dollar bekommen, hätten sie nicht befürchtet, dass es in den Händen von Steve landet.“

Den einstigen Lotus-Gründer und heutigen Tech-Investor Mitch Kapor erinnert die hitzige Feindschaft zwischen den beiden Konzernen an alte Zeiten im Silicon Valley, etwa an einstige Kampfhandlungen zwischen Apple und Microsoft. Während Apple noch immer versuche, jeden Aspekt der Benutzererfahrung zu kontrollieren, arbeite Google wie zuvor Microsoft mit vielen Partnern daran, den Markt mit einer großen Anzahl von Geräten zu fluten. Damit steht für Kapor auch der voraussichtliche Sieger fest:

„Obwohl die Entwickler von Handy-Apps derzeit das iPhone bevorzugen, laufen sie alle los, um auch für Android zu entwickeln. Strikte Kontrolle hilft anfangs, aber es erstickt die Entwicklung auf Dauer.“

Abbildung: Apple / Google (Montage: TecZilla)

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Kommentare

3 Stellungnahmen zu “Apple gegen Google: Es wird persönlich”
  1. Anonymous sagt:

    Ich freue mich schon auf die Fortsetzung von Pirates of Silicon Valley – wahrscheinlich mit dem Titel: Pirates of Silicon Valley v2.0 😉

  2. Wishu sagt:

    Sehr schöner Artikel. Ich mag die Art, wie du schreibst.

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