Apple-Patent gegen "Sexting"

Von am 13. Oktober 2010 3 Kommentare 

Alles unter Kontrolle: Sauber bleiben beim SMSen mit dem iPhone

Microsoft ließ sich eben das GPU-beschleunigte Video-Encoding patentieren, auch nicht eben eine neue Erfindung, sondern seit Jahren praktiziert durch die Grafikhersteller Nvidia und ATI. Als weiteren Höhepunkt im alltäglichen Wahnsinn des US-Patentwesens brachte Apple soeben eine Patentanmeldung für die gezielte Kontrolle von SMS-Nachrichten durch, die vor allem dank eines Wortfilters ausgehende wie eingehende Textnachrichten überprüft und darauf entsprechend den Vorgaben reagiert.

Die Kontroll-App ist offenbar für Eltern gedacht, die ihren eigenen Nachkommen wenig vertrauen oder auch alles zutrauen. Das Apple-Patent verspricht wirksame Zensurmaßnahmen auch bei unüblichen Schreibweisen von Wörtern, wie sie in SMS oft üblich sind. Als Beispiel dafür nennt die Patentbeschreibung „LOL“ in einer Textnachricht , das anstelle von „lots of luck“ gebraucht werde. Es wird nicht ausgesprochen, aber es geht gegen „Sexting“ statt „Texting“, eine US-Umschreibung für Textnachrichten mit „unpassenden“ Inhalten.

Verbote und Gebote

Die Anwendung kann den Ein- und Ausgang als unpassend erkannter Texte („anstößige Sprache“) blockieren und je nach Vorgabe denunzieren „Nutzer, Administrator oder andere ausgewählte Personen auf das Vorhandensein eines solchen Textes aufmerksam machen“. Eltern als Administratoren ihrer Kinder? Und kennen wir nicht schon Steve Jobs als ranghöchsten Administrator der iPhone-Nutzer, der schon immer mehr von Kontrolle hielt als von Vertrauen?

Die Anwendung soll administrierenden Eltern zugleich das gezielte Schikanieren Fördern von Erziehungs- und Lernzielen ermöglichen:

„Die Kontrollanwendung kann von einem Nutzer während eines bestimmten Zeitraums verlangen, Nachrichten in einer vorgegebenen Fremdsprache zu senden, bestimmte Vokabeln zu verwenden oder bestimmte richtige Schreibweisen, eine bestimmte Grammatik, eine bestimmte Interpunktion und bestimmte Sprachformen, wie sie einem zuvor definierten Können oder bestimmten sprachlichen Maßstäben entsprechen.“

iPhone-Nutzer wählen Sarah Palin

Wenn Apple dieses Patent umsetzt, könnte das iPhone zum bevorzugten Mobiltelefon ausgeprägt autoritärer Erziehungsberechtigter avancieren. Dazu kämen noch die besonders bibeltreuen Eltern, mutmaßt der britische Register, die damit unanständige Worte wie „Evolution“ oder „Darwin“ aus der Welt ihrer Kinder verbannen können.

Satirisch gemeint, aber es trifft. Nach einer aktuellen Umfrage in den USA sagen Smartphones viel über die Benutzer und selbst deren politische Ansichten aus. Demnach neigen iPhone-Nutzer stärker zur religiösen Rechten, wie sie sich derzeit neu gruppiert in der Tea Party am rechten Rand der Republikaner.

Einer von fünf iPhone-Nutzern ist beeinflusst von der Tea Party – doppelt so häufig wie die Nutzer anderer Smartphones. Auch auf das Zugpferd der Tea Party, die frühere republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin und Gouverneurin von Alaska, vertrauen sie doppelt so häufig und erklären, dass „Sarah Palin für sie spricht“. 15 Prozent mehr Besitzer von iPhones erwarten einen Sieg der Republikaner bei den anstehenden Parlamentswahlen in den USA.

Abbildungen: US Patent and Trademark Office / Apple

Diese Icons verlinken auf Bookmark Dienste bei denen Nutzer neue Inhalte finden und mit anderen teilen können.
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • TwitThis



Kommentare

3 Stellungnahmen zu “Apple-Patent gegen "Sexting"”
  1. nobody sagt:

    Ich dachte immer LOL steht für Laughing Out Loud bzw. Lots Of Laughing?

  2. Schussel sagt:

    Dito, bedeutet es auch, aber Steve hat da wohl seine eigene Interpretation.

  3. Niffler sagt:

    Da werden die „bosen“ Kiddies das Teil wohl schneller ausgehebelt haben, als den Admin-Eltern recht ist.. 😉