Apple-Roundup: Der Tag danach
Von Bernd Kling am 10. September 2009
Das Apple-Event vom 9. 9. 2009 war eine Steve is back-Show. Sensationen blieben aus, enttäuschte Kommentare nicht. Die Nachricht hinter der Nachricht: Apple ist vor allem mit Ipod Touch dabei, den Markt für mobile Videospiele zu besetzen.
Apples notorische Geheimhaltungspraktiken hatten wie immer die höchsten Erwartungen geweckt. Bis zuletzt zirkulierten Meldungen über die Beatles im Itunes Store, angeblich von Yoko Ono selbst bestätigt. Manche wollten auch noch an die Vorstellung eines Apple-Tablets glauben, obwohl damit wahrscheinlich erst Anfang nächsten Jahres zu rechnen ist. Doch nicht einmal der erwartete Ipod Touch mit Kamera kam. Das wiederum führte zu Spekulationen über technische Probleme, die das Kameramodell in letzter Minute verzögert hätten.
Immerhin, Ipod nano jetzt mit einfacher Videokamera, Mikrofon, Lautsprecher, Radio und Schrittzähler. Ipod shuffle bekommt mehr Speicher und Farben. Ipod classic wieder mit 160-GB-Festplatte. Iphone OS 3.1 offiziell verfügbar. Ipod touch bis zu 64 GB, Einstiegspreis ab 189 Euro. Und wie erwartet Itunes 9. Updates.
Bei ZDNet entlud sich die Enttäuschung in der Überschrift „Fünf Gründe, warum es Apple mit der neuen Ipod-Palette verpfuscht hat“. Mit Punkt 5 kommt die Schlussfolgerung, Apple befinde sich „überraschend in der Defensive“. Gefolgt von „Wenn ich Steve Jobs wäre, dann würde ich …“
Die Games-Offensive
Apple hingegen inszenierte eine Games-Offensive. Phil Schiller schob sie während der Pressekonferenz in San Francisco an, indem er die Zahl der in Apples App Store verfügbaren Anwendungen aus dem Bereich Spiele und Unterhaltung (21.178) für Iphone und Ipod touch mit denen der Games für Sony Playstation Portable (607) und Nintendo DS (3.680) verglich. Steve Jobs legte in einem Gespräch mit dem befreundeten David Pogue von der New York Times nach:
„Ursprünglich waren wir nicht so richtig sicher, wie wir den Touch vermarkten sollten. War es ein Iphone ohne das Phone? War es ein Taschencomputer? Es lief dann so, dass uns die Kunden sagten, dass sie es als Game-Maschine ansahen. Wir begannen es so zu vermarkten, und es hob einfach ab.“
Ipod touch sei zudem der günstigste Weg zum App Store. Statt noch mehr zu integrieren, sei es darum gegangen, den Preis zu senken und das Gerät für jeden erschwinglich zu machen.
Apple kämpft tatsächlich um den Games-Markt, wie die neue Vermarktung des Ipod touch verrät („Spaß auf dem nächsten Level“). Deshalb brauchte es auch keine Kamera im Ipod touch, argumentiert Dean Takahashi bei Venture Beat und meint: „Sony und Nintendo haben allen Grund, besorgt zu sein.“
Neue Spielsachen?
Das Jobs-Interview könnte Hinweise auf kommende Produkte enthalten, vor allem ein Produkt. Der Apple-CEO äußerte sich erneut abfällig über E-Book-Reader wie Amazons Kindle und erklärte, letztendlich setzten sich vielseitiger nutzbare Geräte durch. Wie ein Tablet vielleicht?
Er selbst widme derzeit „ein paar Dingen viel Aufmerksamkeit, um ihnen den letzten Feinschliff zu geben“. Vor kurzem erst hatte das Wall Street Journal (dem von Apple gespeiste Berichte nachgesagt werden) berichtet, Jobs widme „fast seine gesamte Aufmerksamkeit einem neuen Touchscreen-Gerät, das Apple entwickelt“.
Ob durch seine gesundheitlichen Probleme eine Lücke in den kommenden Produkten von Apple entstehe? „Nein, ich glaube nicht, dass wir einen Takt verpassen“, versicherte Jobs. „Wir bereiten ein paar wirklich gute Sachen vor.“
(bk)
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Screenshot: Apple