Apple schmäht, Adobe antwortet

Von am 3. Februar 2010 2 Kommentare 

Die halböffentliche Schmährede Steve Jobs‘ gegen Google, Adobe und Flash im Besonderen wurde nicht überhört. Adobes Technikchef Kevin Lynch macht seinem Ärger Luft über ein „magisches Gerät“, dem etwas fehlt.

Verschiedene Versionen sind in Umlauf über die Schmähungen abtrünniger Verbündeter mit teilweise unflätigen Begriffen, mit denen Apples erster Prophet die eigenen Truppen hinter sich zu sammeln suchte. Einfach nur Bullshit sei Googles Motto „Sei nicht böse“, soll er im Apple-Campus gewütet haben unter dem tosenden Beifall der Apple-Mitarbeiter. Niemand solle sich täuschen lassen über Googles Absicht, das iPhone zu killen. Adobe sei einfach nur eine faule Bande. Apple setze auf HTML5 und unterstütze Flash nicht, weil es einfach nur fehlerträchtig sei und Macs öfter zum Absturz bringe als alles andere.

Da es keine wirklich öffentliche Veranstaltung war, gibt es auch andere Variationen des Jobs-Speak. Einem glaubhaften Bericht zufolge ging er nicht frontal auf Google los, sondern sagte tatsächlich, „Teams bei Google wollen uns vernichten“ und münzte das insbesondere auf das Android-Team. Eine gute und innovative Konkurrenz bedeutet für den heiligen Propheten Steve, sie wollen uns alle umbringen? Being Steve Jobs scheint doch nicht so erstrebenswert zu sein.

Google blinzelte nicht einmal, bestenfalls wäre die offizielle Einführung der Multitouch-Funktionalität für Nexus One als Reaktion zu werten. Adobes CTO hingegen setzte seine Antwort im eigenen Firmenblog auf.

Mancher sei vielleicht überrascht durch den fehlenden Flash-Player auf einem „kürzlich vorgestellten magischen Gerät“, setzte er mit der programmatischen Überschrift „Offener Zugang zu Inhalten und Anwendungen“ an und fand es ironisch, denn Flash wurde vor 15 Jahren ursprünglich für Tablets mit Stiftbedienung entwickelt. Im Web schließlich habe es umfassend seine Nützlichkeit bewiesen, sei auf 98 Prozent Internet-verbundener PCs vorhanden, während über 85 der wichtigen Sites Flash-Inhalte bereitstellten. Nicht ohne Grund seien 75 Prozent aller Webvideos nur dank Flash zu sehen, woran auch HTML5 nicht viel ändern werde. Kommende Video-Implementationen von HTML könnten sich nicht auf ein gemeinsames Format für alle Browser einigen, daher drohe ein Rückfall in dunkle Webvideo-Zeiten mit Kompatibilitätsproblemen.

Natürlich sei Flash wie geschaffen für neue Gerätekategorien jenseits des PCs, die sich gleichermaßen für das Websurfen eignen. Adobe sei eben dabei, Flash Player 10.1 für Smartphones aller wichtigen Hersteller auszuliefern, darunter Googles Android, Blackberry, Nokia, Palm Pre und viele andere. Nur eben nicht für Apple, weil sich dieser Hersteller aus unerfindlichen Gründen querlege.

Ganz besonders hob der Adobe-Mann Nexus One von Google hervor, das „rocken wird mit einer großartigen Erfahrung im Browser mit Flash Player 10.1“. Nimm das, Apple!

Was Flash-Technologie auch für Apple-Geräte bringt, sieht Kevin Lynch durch eigenständige Anwendungen für das iPhone bewiesen, die mit Flash entwickelt wurden und teilweise bereits in Apples App Store verfügbar sind wie FickleBlox und Chroma Circuit. Die gleichen Lösungen sollen natürlich auch auf dem iPad laufen. Gerne auch Flash im Webbrowser dieser Geräte, wenn Apple sich endlich der Zusammenarbeit öffne.

Die Antwort von Kevin Lynch fiel bedächtig aus im Vergleich zu Jobs‘ frontalem Angriff, vermutlich hielt er sich mühsam zurück. Er kann auch anders, wie er mit der Videoparodie Mythhackers bewies – als Antwort auf den Brief eines „Steve aus Cupertino“.

(bk)

Abbildung: Acaben / CC (Steve Jobs)

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Kommentare

2 Stellungnahmen zu “Apple schmäht, Adobe antwortet”
  1. Anonymous sagt:

    “Sei nicht böse” ist keine Bullenscheiße (muss natürlich auch so umgesetzt werden), eine Konkurrenz zum iPhone zu schaffen auch nicht… Flash dagegen schon – in diesem Punkt muss man Mr. Gott Recht geben. 🙂

  2. Thomas sagt:

    Armer Steve…Größenwahn und Paranoia ist schon eine blöde Sache! Naja, was solls…

    Ich verstehe das Problem um Flash, was Performance und Abstüze angeht, nicht. Gut, kann auch daran liegen das ich ein PC-User bin. Mein Rechner hat keine hohe CPU-Auslastung bei Flash und stürzt auch deshalb nie ab…und NEIN, seit Windows XP, jetzt Vista und bald Windows 7 ist mir mein Rechner nie mehr abgestürzt…unglaublich aber wahr 😉

    Wenn Apple-Rechner wegen Flash abstürzen, scheint es wohl das Problem des OS zu sein und nicht das Problem von Flash. Aber die eigenen Fehler auf andere zu schieben ist ja immer einfacher.
    Zu der Google-Sache sag ich nichts, die Paranoia von Steve habe ich schon erwänht…mein Beileid an ihn.