Apple vs. Google Voice: Alles Lüge?

Von am 24. August 2009  

Iphone entsperrtDie US-Telekomaufsicht fragte nach, warum Apple Google Voice und andere Anwendungen für das Iphone blockierte. Apple reagiert mit gewundenen und wenig glaubhaften Erklärungen.

Alle Welt und vermutlich auch die Federal Communications Commission (FCC) hatten erwartet, der mit Apple in den USA exklusiv verbundene Mobilfunkriese AT&& stecke hinter der umstrittenen Aktion. Apple nahm die Ablehnung jedoch auf die eigene Kappe und erklärte, die Anwendung habe eben nicht so richtig zum Iphone gepasst:

„Die Anwendung wurde nicht genehmigt, so wie sie zur Begutachtung eingereicht wurde. Sie scheint die unverkennbare Benutzererfahrung des Iphone zu verändern, indem sie entscheidende mobile Telefonfunktionalität des Iphone und Apples Benutzerschnittstelle ersetzen mit ihrem eigenen Interface für Telefongespräche, Textnachrichten und Voicemail. Apple hat mit viel Zeit und Aufwand diese charakteristische und innovative Weise entwickelt, um eine nahtlose Kernfunktionalität des Iphone zu gestalten.“

Das ist Apple-Sprech für „Steve Jobs will es so und nicht anders“. Damit lässt sich alles erklären oder auch nicht. Es erklärt insbesondere nicht, dass zugleich zuvor genehmigte Anwendungen von Drittanwendern zurückgezogen wurden, die ebenfalls Google Voice unterstützten.

„Moment mal, wir prüfen noch“

Noch unglaubhafter erscheint Apples Behauptung, die Google-Anwendung gar nicht abgelehnt zu haben: „Entgegen einigen Berichten hat Apple die Anwendung Google Voice nicht abgelehnt, sondern ist weiterhin dabei, sie zu prüfen.“

Dazu gibt es offenbar von Google gegenteilige, aber nicht offizielle Aussagen. Eine klare Ansage kommt von Kevin Duerr, CEO von Riverturn Inc., dessen Anwendung VoiceCentral auf die Google-Voice-Dienste setzte und ebenfalls von Apple aus dem App Store entfernt wurde:

„Lügt Apple? Das beschäftigt mich schon eine Weile. Als erste Reaktion drängte sich mir auf, sie versuchen die FCC hinters Licht zu führen … Es ist typisch für Apple, nicht alles zu sagen. Vielleicht lügen sie nicht, wenn sie erklären ‚Wir haben haben Google Voice nicht abgelehnt, wir denken noch drüber nach‘. Aber warum wurden dann meine App und die anderen aus dem App Store entfernt?“

Aus Apples Antwort geht weiterhin hervor, dass zwischen dem Mobilfunker AT&T und Apple vereinbart wurde, grundsätzlich keine VoIP-Anwendungen zuzulassen, die das Mobilfunknetz nutzen, also nur über WLAN nutzbar sein dürfen. Das beträfe Google Voice allerdings nicht direkt, da es nicht wirklich eine Anwendung für Internet-Telefonie darstellt, sondern eine einheitliche Rufnummer für unterschiedliche Telefondienste bereitstellt. Doch das allein dürfte AT&T bereits als Bedrohung sehen, zumal es gesicherte Einnahmen wie etwa durch überteuerte SMS-Nachrichten gefährdet.

Michael Arrington von TechCrunch hat Apples Argumente Ausflüchte genauer unter die Lupe genommen und hält sie für nicht stichhaltig:

„Mit anderen Worten, es gibt eindeutige Hinweise dafür, das Apple, nun ja, lügt. Das ist auch die einfachste Erklärung für Apples langen, weitschweifigen Brief an die FCC. Warum so in die Einzelheiten gehen über Probleme mit der Google-Voice-Anwendung und dann erklären, man habe sie doch nie abgelehnt?“

Apple lässt Mobilfunker bluten

AT&T wiederum erklärte in der eigenen Stellungnahme an die FCC, nichts, aber auch gar nichts mit Apples Ablehnung zu tun zu haben. Auch wenn das stimmen sollte, muss Apple bei solchen Entscheidungen zugleich die Interessen der durch Exklusivverträge gebundenen Mobilfunkanbieter sehen.

Denn Apple ist der wirkliche Gewinner dieser ungleichen Partnerschaften, mit denen AT&T, T-Mobile und andere ihre eigenen Geschäftsmodelle sichern wollten. Um das Iphone exklusiv anbieten zu dürfen, müssen sie es zu Preisen erwerben, die Apple erstaunliche hohe Gewinne sichern. Nur durch hohe Subventionen können sie die Geräte dennoch zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten, und nicht einmal die teuren Tarifmodelle holen es wieder heraus. Erst vor einer Woche fasste ein Bericht von Strand Consult zusammen, wie es Apples Partnern dabei erging:

„Nach unseren Untersuchungen hat keiner dieser Netzbetreiber in der Folge der Iphone-Einführung seine Marktanteile, seine Einnahmen oder seine Gewinne erhöht. Im Gegenteil, einige Netzbetreiber wurden durch das Iphone zu Gewinnwarnungen gezwungen.
Wir haben nicht einen Netzbetreiber gefunden, der mit dem Iphone Shareholder Value geschaffen hat. Wir sehen in den Zahlen keinen Iphone-Effekt – tatsächlich fahren viele Wettbewerber besser.“

(bk)

Zum Thema bei TecZilla:

Mac-Software-Entwickler boykottiert das Iphone

Apple sperrt Google Voice: Regulierer fragen nach

Apple: Wir zensieren keine Wörterbücher

Zum Thema im Web:

Computerworld

TechCrunch

Washington Post

Abbildung: Twon / CC (Entsperrtes Iphone bei T-Mobile)

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