Apple zensiert Stern, Google entschuldigt sich für Bild von Michelle Obama
Von Bernd Kling am 25. November 2009 1 Kommentar

Apple schockiert?
Apple holte eine Iphone-App des Magazins Stern ein, weil es neben Nachrichten auch ein wenig nackte Haut gab. Google hingegen will nicht Zensor spielen und lässt selbst eine rassistische Bildmanipulation der First Lady auf Platz 1 der Bildsuche.
Dabei macht Apple nicht einmal vor einer Nachrichten-Anwendung halt. Nach über 380.000 Downloads verschwand die News-App von stern.de. Wie in solchen Fällen üblich, sorgte öffentliche Aufmerksamkeit für den kommentarlosen Rückzug der Zensoren. Einen „Dissenz um die Erotik-Galerie“ habe es gegeben, war vom Hamburger Verlag Gruner+Jahr zu hören, der das Magazin verlegt. Verärgerung klingt mit, da Apples Zensurbevollmächtigte die Anwendung ohne Ansage verschwinden ließen. „Sehr praxisfern“ sei eine Debatte über Bilderstrecken, die bei stern.de eben nicht ohne leichtbekleidete Damen auskommen.
Aber auch der Verlag des Stern wollte sich nicht ernsthaft mit Apple anlegen und daher gerne darüber reden, welche Inhalte vielleicht noch „für ethischen Anstoß“ sorgen könnten. Oder was eben Apple darunter versteht.
Dank solcher Unterwürfigkeitsgesten (und vielleicht mehr noch, weil Apple die internationale Aufmerksamkeit scheute, die die Zensur einer Nachrichten-Anwendung mit sich gebracht hätte) kehrte die App schnell wieder in den Store zurück. Mit Änderungen, daher vollmundig als „neue iPhone-App von stern.de“ beworben.
Anstoß erregen kann bei Apple auch eine dezidierte Meinung zum US-Gesundheitssystem, die Apples App-Killer ebenfalls schon in Aktion treten ließ. Oder auch nur harmlose Karikaturen von Politikern, wie sie bei Apple bereits für den Ausschluss aus dem App Store reichten.

Google nimmt Anstoß an den eigenen Suchergebnissen
Zwischendurch verschwand das Bild zwar wieder, aber offenbar nur, weil die Website neben der anstößigen Abbildung auch noch Malware auslieferte. Inzwischen tauchte das Bild an anderer Stelle wieder auf und schob sich erneut auf den ersten Platz. Statt wie von vielen gewünscht Zensur zu praktizieren, entschied sich Google für eine erklärende Anzeige zum Suchergebnis: „Manchmal können unsere Suchergebnisse wirklich anstößig sein. Finden wir auch.“
Das führt weiter zu einer umfangreichen Erklärung, wie es zu so unangenehmen Suchergebnissen selbst bei ganz unverfänglichen Suchbegriffen kommen kann. Die Computeralgorithmen berücksichtigten Tausende von Faktoren, um die Relevanz einer Website zu einer Anfrage zu berechnen. Die Ergebnisse spiegelten einfach nur die Inhalte im Web. Überzeugungen und Vorlieben der Google-Mitarbeiter spielten dabei keine Rolle, absolute Priorität habe die Integrität der Suchergebnisse. Eine Seite werde daher nicht aufgrund von Beschwerden aus den Suchergebnissen entfernt, sondern nur dann, wenn sie Googles Richtlinien für Webmaster verletzen oder Gesetze dies erforderten.
Der standhaften Erklärung folgt sicherheitshalber die Entschuldigung: „Wir entschuldigen uns, wenn Sie eine wirklich unangenehme Erfahrung während der Nutzung von Google hatten. Wir hoffen, dass Sie unsere Position hinsichtlich anstößiger Ergebnisse verstehen.“
(bk)
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Screenshots: Itunes / Stern / Google
Hehe, ich weiß warum ich mir ein Android-Handy zugelegt habe 🙂