ARD-Chefin fordert "Allianz gegen Google, Apple und Vodafone"

Von am 4. Januar 2011 4 Kommentare 

Google Feindbild„Google bedroht uns und alle Qualitätsmedien“

Die WDR-Intendantin Monika Piel ist seit dem Jahreswechsel auch Vorsitzende der ARD. In einer Serie von Interviews redet sie sie seither über die durchschnittlich über 60 Jahre alten Zuschauer der ARD („wir sind nun mal eine alternde Gesellschaft“), GEZ, Haushaltsgebühren, notleidende Zeitungskonzerne und das, was sie über das Internet weiß. Und verrät damit vor allem, was sie alles nicht darüber weiß.

Die verkürzte Überschrift im Berliner Tagesspiegel zieht vor allem Google als Feindbild hoch: „Die ARD steht für eine Allianz gegen Google bereit“. Im Interview wird sie dann aber zitiert mit breiteren Angriffsplänen, die sie ausgerechnet von Springer-Chef Mathias Döpfner übernehmen möchte:

„Er will eine Allianz der Qualitätsanbieter im Wettbewerb, unter anderem gegen Google, Apple und Vodafone. Die ARD steht dafür bereit … Ich kann mir gemeinsame Plattformen vorstellen, um unsere Inhalte zu vermarkten. Wir sollten das Online-Geschäft nicht nur den multinationalen Konzernen überlassen.“

Ob Google eine Bedrohung für die ARD darstelle? „Natürlich. Das gilt aber nicht nur für uns, sondern für alle Qualitätsmedien.“

„Kostenlose Inhalte sind der Geburtsfehler des Internets“

Piels Rhetorik ist zumindest in einer Hinsicht nachvollziehbar. Die öffentlich-rechtlichen Sender stehen unter Dauerbeschuss durch die politisch einflussreichen deutschen Verleger, die kostenlose Webinhalte oder Smartphone-Apps gezielt als unfaire Konkurrenz mit Gebührenmitteln verteufeln. Da kommt es natürlich gut, auf einen gemeinsamen Feind zeigen zu können oder sogar ein Bündnis anzubieten. Die neue ARD-Vorsitzende schlägt sogar eine gemeinsame Internetplattform mit den Verlagen vor, auf der die Verlage und die Anstalten dann „ihre kostenpflichtigen Qualitätsinhalte vertreiben“.

Sind es taktische und defensive Argumente? Oder glaubt sie das wirklich? Es ist ihr nicht einmal zu peinlich, alte Argumente aus dem Hause Axel Springer zu übernehmen. Auf die drängende Nachfrage, wie schnell die ARD ihre Apps kostenpflichtig machen könnte, fällt ihr ein: „Es gibt ja schon heute kostenpflichtige Apps der ARD, beispielsweise die Loriot-App. Den Geburtsfehler des Internets – kostenlose Inhalte – zu beseitigen ist aber schwierig und langwierig.“

Da war ihr allerdings selbst Kai Diekmann, Chefredakteur der BILD-Zeitung, schon im Frühjahr 2009 voraus. Bei einem Mediengipfel in Berlin erklärte er: „Es gibt den verfluchten Geburtsfehler des Internets, dass das Internet kostenlos ist. Diesen Fehler werden wir nicht korrigieren können.“

Das kostenlose Internet ein Geburtsfehler? Hinter dieser unsinnigen Behauptung steckt noch immer ein Denkfehler.

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Kommentare

4 Stellungnahmen zu “ARD-Chefin fordert "Allianz gegen Google, Apple und Vodafone"”
  1. DerBlubImSpinat sagt:

    Das „Lustige“ dürfte vor allem die Tatsache sein, dass für diesen unsinnigen Kreuzzug wohl wieder die GEZ-Gebühren angezapft, wenn nicht sogar erhöht werden.

    Das Wort „Qualitätsanbieter“ ist auch ziemlich reißerisch, unterstellt es doch den anderen Anbietern, dass sie keine Qualität liefern würden. Wer sich solcher Worte bedienen muss um Argumente zu finden, sollte erst gar nicht solche Inhalte anbieten.

  2. christian sagt:

    Frl. Piel hat Recht und ich begrüße ihren Vorschlag !
    Aber manchmal ist Schweigen durchaus ein Zeichen von Intelligenz.

    Was war denn noch mal der Unterschied zwischen Springer & co. und
    der ARD ? Achja dieses komische gebührenfinanzierte Modell GEZ.
    Wir streichen diese wettbewerbsverzerrenden Gebührensubventionen für
    die ARD und Frl. Piel soll dann mal sehen wie sie ihren Laden finanziert.
    Mal sehen wer dann noch bereit ist, für Frl. Piel € 308.000.- p.a. zu zahlen.
    Wird schon gehen mit dem „Qualitätsjournalismus“ aus der ARD.

  3. Thomas sagt:

    Wo bitte hat Frl. Piel Recht, speziell was Google angeht?

    Genau und möglichst neutral betrachtet, leben Google und die Pressemedien in eine Symbiose, sprich beide profitieren voneinander. Google mag durch deren Content Geld verdienen, bringt diesen Nachrichtenseiiten aber auch den nötigen Traffic, womit diese wieder Geld für Ihre Werbebanner einnehmen können.

    Wenn die Medien zu dumm sind, durch Werbung ihren Content nicht zu finanzieren, ist das wohl kaum Googles Problem, die es immerhin schaffen über Werbung in einem Quartal über 2 Mrd $ Umsatz zu generieren.

    Wenn die nicht möchten das Google den Content Indiziert, reicht im Normalfall eine eMail an Google und der Robot schließt die Seiten aus. Wieso machen sie das nicht? Nun, entweder Dummheit oder sie wissen genau, dass dann der Traffic und die Werbeeinnahmen ins bodenlose sinken.

    Abgesehen davon sollten die sich mal mit dem 1×1 von SEO beschäftigen, sprich der Robots.txt Datei. Die können ganz einfach und gezielt bestimmten Content und bestimmten Robots den Zugriff verweigern.

    Sollte Frl. Piel das hier lesen, so geht es:

    In Robots.txt dann diese hier:

    User-agent: *
    Disallow: /

    Viel Spass dabei. Macht bestimmt Sinn sich vom Internet auszugrenzen.

    PS: Bei Axel-Springer von Qualitätsjournalismus zu sprechen ist ohnehin ein Paradebeispiel für Realsatire.

  4. Christian sagt:

    @Thomas Mein 1. Satz war eher ironisch gemeint!
    Das Problem dieser jammernden Medien ist das sie nicht mehr für einfache
    Nachrichten Geld verlangen können. Die Welt war früher einfach schöner.
    Wenn ich mal die größte Zeitung hier aus der Region nehme, die WAZ

    50% sind normale Nachrichten vom Vortag, 40% Werbung und bestenfalls
    10% sind selbst ersonnene Kommentare – fertig ist das Käseblatt.

    Früher hat sich so etwas von selbst verkauft – nur „früher“ ist vorbei.