ARM-Chips für Server "eine auf Intel gezielte Atomwaffe"

Von am 16. August 2010  

Ein gut finanziertes Startup bereitet den Angriff auf Chipzilla vor

Prozessoren der ARM-Architektur dominieren das Mobiltelefon und den sich entwickelnden Markt der Tablets, gewinnen Marktanteile in der Unterhaltungselektronik. Sie überzeugen mit einer Energieeffizienz, von der Intel auch mit den Atom-Chips noch weit entfernt ist. Dieses Stromsparpotenzial will das Unternehmen Smooth-Stone nutzen, um den von Intel souverän beherrschten Markt der Serverchips anzugreifen.

Zusätzliches Kapital in Höhe von 48 Millionen US-Dollar konnte das Unternehmen jetzt einsammeln, um die Entwicklung der stromsparenden Alternative abzuschließen. Zu den Geldgebern gehören neben Wagniskapitalfirmen der Chipentwickler ARM selbst, der die Prozessorarchitektur an Hersteller lizenziert, sowie Halbleiterhersteller Texas Instruments. Mit dabei ist unter anderem ATIC (Advanced Technology Investment Company) in Abu Dhabi, das bereits Milliarden Dollar in die Chipbranche investierte und die Chipherstellung des Intel-Rivalen AMD übernahm. Mit verteiltem Risiko wollen die Geldgeber offenbar einen ernsthaften Angriff auf Intel finanzieren.

Smooth-Stone wurde erst im Januar 2008 in Austin, Texas, gegründet. Der Name des Unternehmens spielt bewusst auf die Waffe Davids im Kampf gegen Goliath an – eine klare Kampfansage an „Chipzilla“ Intel. Barry Evans, CEO von Smooth-Stone: „Er ging die Dinge völlig anders an. Seine Methode war effizient – ein Schuss.“

Smooth-Stone konzentriert sich daher auf Energie – und zwar den geringeren Verbrauch von Energie. Das zielt nicht nur auf „Greenwashing“, wie von vielen IT-Unternehmen praktiziert, sondern auf handfeste Vorteile für die Betreiber von Datenzentren. Da ARM-Prozessoren weniger Strom verbrauchen, sinken die Kosten. Sie geben zugleich weniger Hitze ab, und das erlaubt es, mehr Prozessoren unterzubringen und Raum zu sparen.

Intel-Prozessoren sind leistungsfähig, aber Großabnehmer wie Google müssen noch mehr auf den Stromverbrauch ihrer Serverfarmen achten. Evans war selbst fast zwei Jahrzehnte bei Intel tätig und sieht in ARM-Prozessoren das ausgewogenere Verhältnis von Kosten, Leistung und Energieverbrauch:

„Die ARM-Produkte wurzeln in Mobiltelefonen mit ihren extrem hohen Stückzahlen. Deshalb ist hier auch viel Bewegung, was die Software angeht, und die Chips sind zu den Verbraucherpreisen der Unterhaltungselektronik zu bekommen.“

Neben Chipdesign muss Smooth-Stone vor allem die Software angehen, da die meisten Anwendungen speziell für Intel-Prozessoren geschrieben wurden. Evans argumentiert jedoch, dass für übliche Serverchips nicht Tausende verschiedene Anwendungen verfügbar sein müssen, es vielmehr um einzelne spezialisierte Anwendungen geht.

Das Startup hat nur 12 Mitarbeiter, will ihre Zahl aber rasch vergrößern. In etwa zwei Jahren erwarten Analysten die ersten Produkte von Smooth-Stone. Sie könnten einschlagen wie eine gegen Intel gezielte Atomwaffe, wie eine Überschrift bei VentureBeat überdeutlich macht.

„Unser Ziel ist, dass Energieverbrauch kein Thema mehr ist für das Datenzentrum“, lautet Evans Kampfansage. „Stellen Sie sich vor, was das für Unternehmen mit einer großen Präsenz im Internet bedeutet.“

Abbildung: Smooth-Stone

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