Buchhändler Google
Von Bernd Kling am 2. Juni 2009
Google steigt ernsthaft in den E-Book-Markt ein. Zumindest die US-Verleger freuen sich, die sich vor einer zu starken Position Amazons in diesem kommenden Markt fürchten.
Ganz anders dürfte das bei den deutschen Verlagen sein, deren Standesvertreter noch immer zu Panikanfällen neigen, sobald sie von E-Books hören. Ihre US-Kollegen haben zudem nicht dieses kleine Problem mit der Preisbindung, fürchten sich allerdings vor Amazons Preisgestaltung, die sie als zu aggressiv empfinden. Amazon muss andererseits E-Books zu deutlich günstigeren Preisen im Vergleich zu Tote-Bäume-Ausgaben anbieten, um zu kompensieren, dass Amazons proprietäre Kindle-Reader nicht eben billig kommen. Auch Bestseller, die im Hardcover 26 US-Dollar kosten, bietet Amazon zur Kindle-Lektüre für 9,99 Dollar an.
Google wiederum setzt nicht auf eine proprietäre Lösung und nicht auf einen bestimmten E-Book-Reader. Die Bücher sollen vielmehr mit jedem Webbrowser über jedes Gerät mit Internetverbindung zu lesen sein, also etwa auch über Smartphones. Dabei sollen sie auch offline lesbar bleiben aus dem Cache des Browsers. Tom Turvey, bei Google für Partnerprogramme verantwortlich: „Wir glauben nicht, dass ein Bunker oder ein proprietäres System der Weg ist, den die E-Books gehen werden.“
Google will außerdem den Verlegern mehr Spielraum bei der Preisgestaltung für digitale Versionen ihrer Bücher geben als Amazon, behält sich laut Turvey jedoch das Recht vor, „exorbitant“ erscheinende Preise zu korrigieren. Das dürfte im Klartext bedeuten, dass die zwingende Ausgabe für ein eigenes Lesegerät entfällt, dafür aber das einzelne E-Book auch mal ein paar Dollar mehr kostet.
Was wiederum den Verlegern gefällt und sie zu echten Freunden Googles machen könnte. David Young, Chef der Hachette Book Group: „Natürlich ist uns jede Firma im Bereich der E-Books willkommen, wenn uns die Preisstruktur, der Verkaufspreis und die technische Sicherheit zusagt.“
Bevor jetzt wieder die große Verwirrung bei Brigitte „Was ist jetzt noch mal ein Browser?“ Zypries und den Unterzeichnern des „Heidelberger Appells“ ausbricht: Das hat jetzt überhaupt nichts mit dem Google-Buchsuche-Vergleich mit US-Autoren und Verlegerverbänden zu tun. Es handelt sich vielmehr um ein Partnerprogramm, bei dem Google Vereinbarungen mit einzelnen Verlagen anstrebt, um E-Books zu vermarkten. Google tritt als Buchhändler an.
Über Pläne in dieser Richtung unterhielten sich Google und Verleger schon länger. Bei der BookExpo in New York stellte Tom Turvey die Pläne vor und versicherte: „Jetzt meinen wir es ernst.“
(bk)
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