Cloud Computing: Flickr verliert 4.000 Fotos eines Nutzers und kann sie nicht mehr finden (Update)

Von am 2. Februar 2011 1 Kommentar 

WolkenformationVom Winde verweht

Die Frage nach der Sicherheit von Cloud Computing im Gegensatz zur lokalen Speicherung wird oft damit beantwortet, dass lokale Daten ohne sichere Backups an einem anderem Ort weit weniger sicher sind. Mit der verbreiteten Nutzung mobiler Geräte aber wird die Wolke im Datenzentrum zunehmend zum primären Speicherort. Sie gelangen von Smartphone oder Tablet oder digitaler Kamera direkt nach dort – und können sich dort verlieren wie Wolken im Wind.

Dass grenzenloses Vertrauen in sicheres Cloud Computing so leichtsinnig sein kann wie eine Festplatte ohne Backup, musste eben ein Nutzer des Foto-Sharing-Dienstes Flickr erfahren. Als Fotoblogger Mirco Wilhelm aus Zürich eben mal wieder einloggen wollte, wurde er zur Erstellung eines neuen Accounts aufgefordert. Er fragte verwundert bei Flickr nach und musste erfahren, dass sein Account durch eine Verwechslung versehentlich gelöscht wurde.

4.000 Bilder aus fünf Jahren

Eine Wiederherstellung war nicht mehr möglich, so etwas hatten die Systemarchitekten bei Flickr nie vorgesehen. Gelöscht waren damit rund 4.000 Bilder aus den letzten fünf Jahren und all ihre Verlinkungen. Die Fotos hatte Wilhelm offenbar auch anderweitig gesichert und damit die ganz große Katastrophe vermieden. Aber er schätzt den Aufwand, all diese Links und Bildbeschreibungen manuell wiederherzustellen, auf Wochen oder Monate seiner Freizeit. Außen vor bleiben dabei noch die Verlinkungen durch externe Websites, unter anderem bei offiziellen Blogs von Flickr und Yahoo, dem Betreiber des Dienstes.

Besonders ärgerlich („You have to be fucking kidding, Yahoo!“) empfindet es Wilhelm, dass er zahlender Kunde war und Flickr nicht etwa kostenlos nutzte. Als Entschädigung bot ihm Flickr dennoch nicht mehr als vier weitere Jahre Mitgliedschaft mit einem „Flickr Pro“-Account, was einem bescheidenen Gegenwert von 100 US-Dollar entspricht.

Das Problem sieht Mirco Wilhelm, der selbst IT-Architekt ist, in einer unzureichenden Systemarchitektur. Das extreme Versäumnis bestand in diesem Fall darin, nicht zuerst eine „Deaktivierung“ des Accounts vorzusehen und ihn offline zu stellen, um eine eventuelle tatsächliche Löschung erst zu einem späteren Zeitpunkt vorzunehmen. Mit menschlichen Fehlern ist immer zu rechnen, daher dürfen entsprechende Vorkehrungen nicht fehlen. Eine Wiederherstellen-Funktion sei „in Vorbereitung“, versicherte inzwischen ein Mitarbeiter in einem Flickr-Forum.

Update (3. 2. 2011): Das große Aufsehen um die gelöschten Bilder hat Flickr dazu bewegt, sich doch noch einmal intensiver um eine mögliche Wiederherstellung zu bemühen. Der für den Fehler verantwortliche Mitarbeiter hatte sich zunächst persönlich entschuldigt, aber zugleich die Daten für endgültig verloren erklärt: „Ich kann Ihren Account erneuern, aber wir werden Ihre Fotos nicht wiederherstellen können.“

Nachdem der betroffene Nutzer seine Erfahrungen öffentlich machte, ging es nun aber doch. Wie uns Yahoo soeben in einer Stellungnahme mitteilte, konnten inzwischen alle Fotos des Users wiederhergestellt werden.

„Yahoo! is pleased to share that the Flickr team has fully restored a member’s account that was mistakenly deleted yesterday. We regret the human error that led to the mistake and have worked hard to rectify the situation, including reloading the entire photo portfolio and providing the member with 25 years of free Flickr Pro membership. Flickr takes the trust of our members very seriously and we appreciate the patience shown by this member and our community. Flickr will also soon roll out functionality that will allow us to restore deleted accounts more easily in the future.“

Mirco Wilhelm wird darüber hinaus mit 25 Jahren kostenloser Mitgliedschaft bei Flickr Pro entschädigt. Flickr will das Vertrauen der Mitglieder in Zukunft noch ernster nehmen als bisher und schon bald eine Funktion einrichten, die die Wiederherstellung gelöschter Konten in Zukunft erleichtert.

Alles wird gut (wenn man zuerst an die Öffentlichkeit geht).

Abbildung: Kevin Dooley / CC

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Kommentare

Eine Stellungnahme zu “Cloud Computing: Flickr verliert 4.000 Fotos eines Nutzers und kann sie nicht mehr finden (Update)”
  1. Schussel sagt:

    Negativ könnte man jetzt anmerken, dass Flickr

    1. nur reagiert, wenn die Presse schreibt.
    2. den Benutzer bezüglich gespeicherter Daten belügt.
    3. Daten nur unter gewaltigem Druck rücksichert.
    4. sich um die Probleme zahlender Kunden einen Sch… kümmert, solange sie diesen Druck nicht aufbauen können.

    Ich halte ja sowieso nichts davon meine Daten in die Welt zu tragen, aber gut, das muss jeder selbst entscheiden und im obigen Fall war es ja sicher auch bewusst um sie zu teilen.