„Cloud Computing ist eine Falle“
Von Bernd Kling am 30. September 2008
Google, Microsoft und Amazon wollen in die Wolken locken, unsere Daten und Anwendungen vom Desktop auf ihre Server verlagern. Mahnende Stimmen werden laut – von so unterschiedlichen Leuten wie Richard Stallman und Larry Ellison.
Der milliardenschwere Oracle-Boss Larry Ellison nannte den Drang in die Wolken absoluten Kokolores und eine Modeerscheinung:
„Interessant am Cloud Computing ist, dass wir es so umdefiniert haben, dass es alles einschließt, was wir bereits tun. Die Computerbranche ist modeabhängiger als weibliche Mode. Vielleicht bin ich ein Idiot, aber ich habe keine Ahnung, wovon alle reden. Was soll das sein? Es ist dummes Gequassel. Voll durchgeknallt. Wann hört dieser Schwachsinn auf?“
Ellison meint, eigentlich hätten sich nur Formulierungen in der Werbung ein wenig geändert. Hört sich an, als wäre er vom Marketinghype der Konkurrenz überrollt worden und deshalb ein wenig angefressen. Eine Fundamentalkritik liefert hingegen Richard Stallman, seit Jahrzehnten für freie und quelloffene Software aktiv mit GNU-Projekt und Free Software Foundation (FSF). Für ihn ist Cloud Computing eine aufgestellte Falle, um die Benutzer in geschlossene, proprietäre Systeme zu locken, für die sie im Lauf der Zeit immer mehr zu bezahlen haben:
„Es ist Dummheit. Es ist schlimmer als Dummheit: Es ist eine Marketing-Hype-Kampagne. Jemand sagt, das ist unvermeidlich – und wann immer das jemand sagt, dann hat eine geschäftliche Kampagne eben das zum Ziel.
Ein Grund, warum man für sein Computing keine Webanwendungen einsetzen sollte, ist der Verlust der Kontrolle. Es ist ebenso schlecht, wie ein proprietäres Programm zu benutzen. Jeder sollte sein eigenes Computing machen mit der eigenen Kopie eines Programms, das die Freiheit achtet. Wer ein proprietäres Programm oder den Webserver von jemand anderem einsetzt, macht sich wehrlos. Er wird zum Wachs in den Händen dessen, der diese Software entwickelt hat.“
(bk)