Das Apple-Tablet, die Medien und iTunes

Von am 21. Januar 2010  

Das Wall Street Journal, dem auch offiziöse „Leaks“ direkt von Apple nachgesagt werden, weiß mehr über das Tablet, mit dem Steve Jobs die ganze Medienwelt umgestalten will ähnlich wie die Musikindustrie mit dem iPod. Diesmal sind Zeitungen und Zeitschriften, Bücher und Fernsehen dran, plaudern Apple-nahe Quellen aus. Und iTunes.com ist in Sicht als Web-Angebot, das keine installierte iTunes-Software voraussetzt.

Apple habe keinen Aufwand gescheut, um das Tablet mit einer Bedienoberfläche zu versehen, die in intuitiver Weise auch gemeinsam zu nutzen ist. Dabei wurde mit virtuellen Notizzetteln experimentiert ebenso wie mit der automatischen Erkennung verschiedener Benutzer durch die integrierte Kamera. Um so etwas wie ein Familien-Tablet zu schaffen, das auch abwechselnd für vielleicht ganz unterschiedliche Zwecke zu nutzen ist. Unklar ist jedoch, ob diese Features schon mit der ersten Markteinführung kommen.

Für die Texteingabe sei eine virtuelle Tastatur vorgesehen. Traditionelle Printmedien wie Zeitungen und Zeitschriften sollen auf Apples Tablet in „unterschiedlicher“ Weise präsentiert werden. Lehrbücher sind mit dem Tablet zuhause wie im Klassenzimmer zu lesen. Game-Publisher Electronic Arts arbeitet angeblich bereits mit Apple zusammen, um die Eignung des Tablets auch als Spiele-Plattform zu demonstrieren. „Lernen und spielen mit dem Tablet“ ließe sich das zusammenfassen.

Mit dem Tablet wolle Steve Jobs seine bewährte Strategie neuer Wege fortsetzen, auf qualitative Inhalte zuzugreifen und für sie zu bezahlen, statt die Inhalte neu zu erfinden. Als Beispiel dafür gilt der iTunes Store, der zum weltweit führenden Musikanbieter wurde, weil er es einfach machte, einzelne Songs statt eines ganzen Albums zu kaufen. Auch das weniger erfolgreiche Apple TV sieht den Kauf und das Ausleihen von Filmen wie TV-Serien vor.

Einer, der schon mit Apples CEO zusammenarbeiten durfte, erklärte dem Journal dessen großes Herz für die alten Medien: „Steve Jobs unterstützt die alte Garde und möchte ihnen gerne helfen, indem er ihnen neue Vertriebswege eröffnet. Technologie bewirkt all diese Veränderungen, und Apple ist in der Lage, sie zu beeinflussen.“

In der Sicht auf Medieninhalte unterscheide sich Apple grundlegend von Google, das ganz überwiegend auf kostenlose und werbefinanzierte Inhalte setzt. Das sorge mit für die wachsende Kluft zwischen den beiden Unternehmen. Apple führe tatsächlich bereits ernsthafte Verhandlungen mit Microsoft darüber, Bing auf dem iPhone als Standard zu etablieren sowohl für Suche als auch für Kartendienste mit Bing Maps.

Angeblich ist Apple schon länger auf der Suche nach Content-Partnern. Schon im Oktober habe Apple Vertreter zur Frankfurter Buchmesse entsandt, um auf der weltweit führenden Branchenmesse zu sondieren. Zugleich ging Apple TV-Sender an mit Vorschlägen für einen Abo-Service mit monatlicher Pauschalgebühr. Besonders im Visier hat Apple offenbar auch die Verleger von Schul- und Lehrbüchern, in denen auch Amazon einen entscheidenden Markt für den eigenen E-Reader Kindle sieht.

Die Apple-nahen Plauderer bestätigen auch Vermutungen, dass von Apple nach der Übernahme von Lala Media Cloud-basierte Angebote zu erwarten sind als iTunes.com. Als Web-basierte Version der iTunes-Software sollen Apples Kunden Musik käuflich erwerben können, ohne dafür ein eigenes Programm auf Computer oder Smartphone installieren zu müssen. Zu dieser Strategie gehöre, auf so vielen Websites wie möglich „Kaufen“-Buttons zu platzieren, um dem Benutzer beispielsweise den Musikkauf zu ermöglichen, während er Internet-Radio hört oder Besprechungen liest.

(bk)

Screenshot: Thecustommac.com

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