EtherPad kehrt als Open Source zurück
Von Bernd Kling am 6. Dezember 2009 1 Kommentar
Google kaufte mit AppJet das Mutterschiff, um die Entwickler für die Arbeit an Google Wave zu entführen. Die Nutzer aber wollten nicht auf EtherPad verzichten und probten den Aufstand.
Das Startup-Unternehmen AppJet und das „Google PR Team“ hatten nach der Übernahme in nüchternen Worten die Schließung von EtherPad angesagt, was schnell zu herber Kritik führte. ReadWriteWeb nannte es „eine weitere Seifenoper aus dem Silicon Valley“ und bezeichnete den Wortlaut als zynisch: „Sie gaben nicht einmal vor, die Einstellung des Dienstes zu bedauern.“
Das PR-Team musste offenbar Überstunden einlegen. Aaron Iba, vormaliger CEO von App Jet, holte noch am Wochenende das Versäumte nach und wandte sich an die „lieben EtherPad-Nutzer“. Viele von ihnen seien wohl nicht übermäßig begeistert gewesen über den Stufenplan zur Einstellung, und eigentlich sei das ganz schmeichelhaft.
Daher sofortige Kehrtwende: Es dürfen wieder neue Pads, wie die Dokumente bei EtherPad heißen, erstellt werden. Die Veröffentlichung von EtherPad als freier, offener Quellcode werde bereits vorbereitet, einschließlich des AppJet Web Framework, auf dem die Textverarbeitung für die Zusammenarbeit in Echtzeit beruht. AppJets eigener Dienst wird nicht gekappt, sondern bleibt in Betrieb, bis die Überleitung in Open Source abgeschlossen ist.
Alle EtherPad-Nutzer sollen schon innerhalb der nächsten Wochen die Preview-Version von Google Wave nutzen können, an der die AppJet-Entwickler in Zukunft mitarbeiten. Das ist verbunden mit dem klaren Eingeständnis, dass Google Wave noch lange nicht so praxistauglich ist wie das einfach zu handhabende EtherPad:
„Wir sind uns darüber im Klaren (wie auch das Team von Google Wave), dass Wave noch nicht über all die verlässliche Funktionalität verfügt und nicht so ausgereift ist wie EtherPad. Wir sind aber zuversichtlich, dass Sie auch von Google Wave begeistert sein werden. Das war auch der Grund für uns, zu ihnen zu gehen!“
Der für die Übernahme vereinbarte Preis wurde bisher von keiner Seite erwähnt. Vermutet wird ein Dollarbetrag im „niedrigen achtstelligen Bereich“, der für AppJet bezahlt wurde. Die wichtigsten Mitarbeiter des Unternehmens einschließlich des CEO waren zuvor schon einmal bei Google beschäftigt, so dass Google vor allem frühere Mitarbeiter zurückkauft.
(bk)
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Abbildung: AppJet
Bessere Werbung geht nicht. Alle Sites berichten davon. Jeder weiß nun was Etherpad und google Wave ist. Google steht positiv im Rampenlicht.