Facebook-Gründer: Privatsphäre war gestern

Von am 11. Januar 2010 2 Kommentare 

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg pfeift auf Datenschutz, der längst keine gesellschaftliche Norm mehr wäre. Und außerdem ein Hindernis für die dynamische Entwicklung seines Unternehmens.

Privacy, ein Privatsphäre wie Datenschutz umfassender Begriff, habe sich allmählich davon verabschiedet, eine soziale Verhaltensnorm zu sein, ließ der 25-jährige CEO des führenden Social Networks in einem Interview wissen. Noch vor wenigen Jahren hätten viele gefragt, warum man überhaupt Informationen ins Internet stellen, eine eigene Website haben wolle. Blogging und andere Dienste wie Twitter aber hätten das verändert. Im Erfolg sozialer Medien spiegle sich dieser radikale Wandel, der sich in den letzten Jahren vollzogen habe:

„Die Menschen haben wirklich keine Probleme damit, nicht nur an mehr und unterschiedlichen Informationen teilhaben zu lassen, sondern tun das auch offener und mit mehr Menschen. Diese gesellschaftliche Norm hat sich allmählich weiterentwickelt.“

Das hört sich allerdings nach einer wohlfeilen Rechtfertigung zugunsten seiner eigenen Geschäftsinteressen an, die auf höhere Werbeeinnahmen zielen, ungehindert durch Privatsphäre der Nutzer. So gut war die jüngste Umstellung der Datenschutzeinstellungen von Facebook, mit der die Benutzer zum freigiebigeren Umgang mit ihren eigenen Daten gedrängt und gezwungen wurden, eben nicht angekommen. 350 Millionen Nutzer, inzwischen auch sehr viele ältere, wurden mit einer Grundeinstellung überrumpelt, die all ihre Status-Updates öffentlich machte. Kevin Bankston von der Electronic Frontier Foundation (EFF) hielt das für keine gute Idee:

„Die neuen ‚Datenschutz‘-Änderungen zielen klar darauf, die Facebook-Nutzer zu drängen, noch mehr Informationen öffentlich zu machen als zuvor. Schlimmer noch, mit den Veränderungen verringert sich teilweise die Kontrolle, die Benutzer über ihre persönlichen Daten haben.“

Seither sind Profilbild, aktueller Aufenthaltsort, die Liste der Freunde, Geschlecht und Fanseiten „öffentlich verfügbare Informationen“, auch mühelos auffindbar über die Suchmaschinen Google und Bing, mit denen Facebook besondere Abmachungen traf.

Weder datenschutzrechtliche Bedenken noch gesellschaftliche Normen sollen die geschäftliche Entwicklung von Facebook aufhalten, das machte Zuckerberg unmissverständlich klar:

„Viele Unternehmen wären durch die Konventionen und Altlasten ihres eigenen Aufbaus gefangen gewesen, hätten sich an der Datenschutzänderung hindern lassen – den Datenschutz zu verändern für 350 Millionen Benutzer, das wagen nicht viele Unternehmen. Aber wir haben das als wichtig angesehen, immer wie bei einem Neuanfang heranzugehen, als würden wir das Unternehmen jetzt gründen. Wir haben entschieden, das wären jetzt die sozialen Normen, und haben das umgesetzt.“

(bk)

Abbildung: Deneyterrio/ CC (Facebook-Gründer und CEO Mark Zuckerberg)

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Kommentare

2 Stellungnahmen zu “Facebook-Gründer: Privatsphäre war gestern”
  1. Thomas sagt:

    Ich finde Facebook ist zusammen mit Xing eines der besten Social Networks, wobei Xing ja sich auf Business konzentriert. Da die ganzen VZ- und Lokalistenseiten mir vom UI einfach nicht gefallen und mehr nach „gewollt und nicht gekonnt“ aussehen, werde ich Facebook vorerst weiter nutzen.

    Bei solchen Sprüchen werde ich aber ganz schnell wechseln, sobald sich ein Netzwerk etabliert, was den Datenschutz ernster nimmt. Eigentlich ist es echt ein Skandal und ich müsste meinen Account sofort löschen…machen ja einige schon…siehe hier: http://www.ausgestiegen.com/

    Wieso zieht Google sowas nicht in großer Form auf, oder habe ich da was verpasst? Den vertraue ich meine Daten immer noch blind an (ja, ich bin ein Google-Fan :-))

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  1. […] sich selbst in einem schönem Licht zu präsentieren, der Gruppenzwang tut zudem sein übriges. Die daraus resultierende Privatsphäre Diskussion ist scheinbar endlos. Doch anscheinend sehnen sich aber […]