Facebook verkauft die Freunde
Von Bernd Kling am 2. Februar 2009
Dafür also ist ein Social Network gut: als weltgrößte Datenbank für Marktforscher mit persönlichen und intimen Daten von 150 Millionen Mitgliedern. Einschließlich der sexuellen Orientierung.
Um endlich Geld zu machen mit dem angeblich milliardenschweren Netzwerk, will es Facebook multinationalen Unternehmen erlauben, die Mitglieder gezielt anzugehen, um mehr über ihre erhoffte Begierde für neue Produkte zu ermitteln. Ein Umfragetool ermöglicht die unmittelbare Ansprache von Mitgliedern, die gezielt ausgewählt werden können auch nach intimen Details, ob sie Singles oder verheiratet sind, ob schwul oder hetero. Eben alles, was die Facebook-Nutzer vertrauensvoll in ihren Profilen preisgeben.
Die Multis sind begeistert, versichert Randi Zuckerberg, Schwester von Facebook-Mitbegründer Mark Zuckerberg und global markets director: „Jede Menge Leute haben mir gesagt, ‚das könnte so Unglaubliches bringen für unser Business‘. Es braucht sehr lange, um eine Fokusgruppe aufzubauen, und Firmen haben oft alles andere als Zeit. Ich glaube, ihnen gefielen die augenblicklichen Resultate.“
„Engagement Ads“, wie diese erneute Attacke auf die Facebook-Nutzer und ihre Privatsphäre umschrieben wird, wurde während des Weltwirtschaftsforums in Davos vorgestellt. US-Firmen wie Carreerbuilder und AT&T sollen das Werkzeug bereits erworben haben oder zumindest testen.
Branchenbeobachter sehen die Aktion als einen verzweifelten Versuch von Facebook, die enttäuschenden Werbeumsätze aufzustocken, die die überzogene Marktbewertung von social networks ohnehin nie rechtfertigen konnten. Marketingexperten zufolge könnte die gewaltige Menge persönlicher Information sowie die Loyalität der Nutzer „unzählige Millionen“ wert sein für Firmen, die Marktforschung betreiben.
(bk)
Screenshot: Facebook