France-Télécom-Manager erzählt vom Apple-Tablet
Von Bernd Kling am 11. Januar 2010
Stéphane Richard ist Vize und zukünftiger Chef von France Télécom / Orange, Apples bevorzugtem Mobilfunkpartner für das iPhone in Frankreich. In einem TV-Interview ließ er sich erstaunliche Äußerungen entlocken. Aber hat der Manager das Apple-Tablet wirklich bestätigt und Details enthüllt?
Es beginnt ganz harmlos. Der Moderator von Europe1 erwähnt, laut einem Bericht des französischen Nachrichtenmagazins Le Point stelle Apple in einigen Tagen ein Tablet vor – „ja“ sagt Richard bedächtig – und es verfüge über eine Webcam – „ja“ sagt Richard erneut. Noch sind Zweifel möglich, hat er nur die Fragestellung bejahend zur Kenntnis genommen oder den Bericht bestätigt?
„Werden auch die Nutzer von Orange etwas davon haben?“ fragt der Interviewer weiter. Richard steigt tatsächlich ein und antwortet:
„Aber sicher, sie werden umso mehr Nutzen davon haben, denn die Webcam überträgt die Bilder in Echtzeit. Es wird in gewisser Weise das Bildtelefon modernisieren, wie wir es seit einigen Jahren kennen. Außerdem erlauben Umfang und Qualität des Netzes, das wir für die Franzosen bereitstellen, diese neuen Nutzungen, die sich rundum entwickeln.“
Bildtelefonie als Killer-Anwendung für das Tablet? Es gibt das Tablet schon bald für die Kunden von France Télécom / Orange? Wenn er sich da mal nicht verplappert hat. Große Gewissheiten lassen sich andererseits nicht mitnehmen, wenn man genauer in das Interview hineinhört und sich nicht auf die üblichen verkürzten und verfälschenden Gadgetblog-Übersetzungen verlässt.
Überschriften wie „France Télécom: Apple Tablet in den nächsten Tagen“ oder „Apple-Tablet durch Orange-Manager bestätigt“ scheinen doch etwas gewagt. Für eine versehentliche Verplauderung spricht dennoch viel, zumal das Tablet eher nebenbei und kurz thematisiert wurde (um das Tablet geht es erst ab 6:12).
In diesem politischen Gespräch ging es unter anderem um die anhaltende Selbstmordwelle bei France Télécom, offenbar ausgelöst durch den hohen Anpassungsdruck auf die Mitarbeiter des Unternehmens. Sie werde leider weitergehen, konstatierte Richard. Der von Frankreichs Präsident Sarkozy gewünschten Google-Sondersteuer stimmte er vorbehaltlos zu. Mehr als 200.000 iPhones hat France Télécom allein im Dezember verkauft, durfte er triumphierend verkünden.
(bk)
Montage: TecZilla (Stéphane Richard im Interview mit Europe1)