Games-Industrie gegen Second-Hand-Markt

Von am 1. September 2008  

EA hat als Gewinne minimierendes Problem ausgemacht, dass Computerspiele noch immer materielle Güter sind, ergo wieder verkauft werden können und dürfen. Und will das angebliche Problem mit neuen Strategien angehen. Feuer frei!

Jens Uwe Intat von Electronic Arts schlägt Alarm: „Ich möchte darauf hinweisen, dass die Second-Hand-Verkäufe für uns zu einer sehr kritischen Situation führen, weil die Leute geistiges Eigentum vielfach verkaufen.“

Das sei mit dem Second-Hand-Geschäft in anderen Branchen nicht vergleichbar, da Videospiele nicht an Wert verlören, während sie von Verbraucher zu Verbraucher wandern. Autos, Kleidung und Bücher aus zweiter Hand nutzten sich ab, verwandelten sich in Produkte geringerer Qualität, nicht jedoch das hochqualitative EA-Angebot: „Aber digitale Güter verlieren tatsächlich nicht an Qualität, so dass es für uns eine Herausforderung darstellt, wenn die Leute sie weitergeben.“

Mal abgesehen davon, dass er überhaupt von Qualität zu reden wagt, ist ein schlichter Denkfehler drin. Denn die Wertminderung eines Produkts hängt schon lange nicht mehr nur von seiner körperlichen Abnutzung ab. Auch Medieninhalte sind Moden unterworfen, kein Hype hält ewig. Und ein Spiel, das nur eine nochmalige und phantasielose Variation früherer Blockbuster ist, verliert eben noch viel schneller seinen Glanz und seine Verkäuflichkeit, als es den Anbietern gefallen könnte.

Direkt gegen Second-Hand-Händler vorgehen will EA nicht (was auch rechtlich mehr als absurd wäre). Die Stoßrichtung gegen die furchtbare Zweite Hand ist vielmehr die Koppelung von Spielen an Online-Dienste:

„Wir versuchen Geschäftsmodelle zu entwickeln, die mehr und mehr online unterstützt werden durch zusätzliche Dienste und zusätzliche Inhalte, die online zu bekommen sind. Die Leute werden so den Wert erkennen, nicht nur eine materielle Scheibe zu bekommen, um allein zu Hause zu spielen, sondern tatsächlich diese Spiele online zu spielen und für sie zu bezahlen.“

Vielleicht werden die Leute auch verstehen, was EA wirklich damit meint: Bezahlen und bezahlen und bezahlen und bezahlen und bezahlen …

(bk)

GamesIndustry.biz

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