Razzia wegen iPhone 4G – hat Apple die Polizei geschickt?
Von Bernd Kling am 27. April 2010 2 Kommentare
Eine Hausdurchsuchung beim Redakteur eines Gadgetblogs erfolgt mit fragwürdigen Begleitumständen – und das Unternehmen Apple ist mit REACT verbunden, dem Team der Ermittler
5.000 US-Dollar ließ sich ein Gadgetblog den von einem unglücklichen Apple-Mitarbeiter verlorenen Prototypen kosten, jetzt folgte eine Hausdurchsuchdung. Die Durchsuchung fand nicht etwa in den Büros des Verlags Gawker Media in New York statt, sondern in Kalifornien im Haus von Gizmodo-Redakteur Jason Chen.
Die Ermittler machten sich ans Werk, während Chen und seine Frau beim Essen waren. Als ginge es um kriminelle Großtaten, ließen sie vier Computer, zwei Server und einiges mehr mitgehen. Allem Anschein nach geht es darum, den Finder ausfindig zu machen, der das in einem Biergarten-Restaurant zurückgelassene Gerät weitergab.
Durchsuchung mit zweifelhafter Begründung?
Gawker Media hat Anwälte eingeschaltet und beruft sich auf den gesetzlich garantierten Informantenschutz, der für Blogs ebenso wie für andere journalistische Medien zu gelten habe. Nach diesem Einwand ruhen die Ermittlungen derzeit. Sie könnten aber jederzeit wieder aufgenommen werden mit der möglichen Begründung, es handle sich tatsächlich um einen Diebstahl, da der Finder nach kalifornischem Recht nicht ernsthaft genug versucht habe, das Gadget an den tatsächlichen Besitzer zu retournieren.
Jennifer Grannick von der Electronic Frontier Foundation (EFF) hält den Durchsuchungsbeschluss für unrechtmäßig, da Chen durch kalifornisches wie Bundesrecht vor einer solchen Durchsuchung geschützt sei, die auf die Offenlegung von Quellen zielt. Bei rechtmäßigem Vorgehen nach dem in den USA gültigen Privacy Protection Act hätten die Behörden ihm eine Vorladung zustellen müssen, die ihm die Chance zu rechtlicher Gegenwehr gegeben hätte, statt mit Durchsuchung und Beschlagnahmung Tatsachen zu schaffen. Die Beamten hatten die Durchsuchung mit der Begründung beantragt, das Haus habe „eine Rolle gespielt bei der Begehung einer Straftat“.
Apple im „Lenkungsausschuss“ der Ermittler
Zunehmend kommt auch Verwunderung auf über die Rolle, die Apple bei dieser Aktion spielte. Die Durchsuchung führte das Rapid Enforcement Allied Computer Team (REACT) aus, eine Partnerschaft von 17 Ermittlungsbehörden von der lokalen über die staatliche bis zur Bundesebene, deren Hauptquartier sich in Santa Clara County befindet. Die technisch versierte Eingreiftruppe wurde 1997 gegründet, um gegen „neue Formen von Verbrechen“ vorzugehen, die „unmittelbar verbunden sind mit der zunehmend Computer-orientierten Wirtschaft Kaliforniens und der verbreiteten Nutzung des Internet“.
Wie die Website von REACT verrät, gibt es Unterstützung von „High-Tech-Unternehmen … durch spezielles Training, Verbindungsleute und interne Unterstützung für Ermittlungen der Task Force“. Apple gehört zu den 25 Unternehmen, die im „Lenkungsausschuss“ von REACT mitbestimmen.
Apple hatte sich unter anderem an die Ermittler von REACT gewandt, als ein Mitarbeiter Computer im Wert von über 100.000 US-Dollar bei eBay verkaufte. REACT führte auch bereits Piraterie-Ermittlungen auf Verlangen von Microsoft und Adobe durch.
Abbildung: Jason Chen / Gizmodo
Willkommen in der Welt wo Geld alles ist :/
Aber ja nicht einschüchtern lassen .. die fahren so dicke auf um ihre wichtigkeit zu zeigen… solange aber alles schön öffentlich gemacht wird bleiben die auch fair.
immer anwalt und berichten drüber 😉