Google bietet 900 Millionen US-Dollar für Telekom-Patente
Von Bernd Kling am 4. April 2011
6.000 Patente zum Schutz von Android und Chrome
Nortel, der kanadische Ausrüster von Telekom-Unternehmen, ist insolvent und stößt alles ab. Zur Restmasse gehören 6.000 Patente, die alle Bereiche von Telekommunikation und mehr betreffen, darunter auch Internetsuche und Social Networking. Google hat einen Kauf zum Preis von 900 Millionen US-Dollar vereinbart. Die Vereinbarung wird jedoch erst gültig, wenn in mehreren Gebotsrunden kein höheres Gebot von anderer Seite erfolgt.
Der Betrag signalisiert aber schon, dass Google sich die Patente sichern will, obwohl Google zu den Unternehmen gehört, die sich schon lange und besonders lautstark für eine Reform des US-Patentrechts aussprechen. Als Grund für den Kauf von Patenten nennt Google die explosive Vermehrung von Patentklagen in der Tech-Branche, die „oft Patente von geringer Qualität betreffen und Innovation zu ersticken drohen“.
Ironischerweise sieht nun auch Google ein umfangreiches Patentportfolio als beste Verteidigung gegen dubiose Klagen, die oft von nicht produktiven Unternehmen, aus durchsichtigen Konkurrenzgründen oder einfach nur eingereicht werden, um vom Erfolg neuer Technologien eines Wettbewerbers zu profitieren. Als relativ junges Unternehmen aber sieht sich Google für einen Schlagabtausch der Patente schlecht gerüstet, da es trotz einer wachsenden Zahl von Patenten mit Gegenspielern zu tun hat, die in ihrer längeren Geschichte zu größeren Patentsammlungen kamen.
Google nennt dazu keine Namen wie Oracle und Microsoft. Sie ergeben sich aber klar aus den genannten Angriffszielen Android und Chrome, da sich Google wie auch Hersteller von Android-Smartphones bereits einer Reihe von Patentklagen ausgesetzt sehen:
„Bei einem erfolgreichen Gebot hoffen wir, dass dieses Portfolio nicht nur andere davon abhält, Google zu verklagen, sondern uns auch hilft, unseren Partnern und der Open-Source-Community – die entscheidend beteiligt ist an Projekten wie Android und Chrome -, um weiterhin innovieren zu können. Solange eine wirksame Reform ausbleibt, halten wir es für die beste langfristige Lösung für Google, unsere Nutzer und unsere Partner.“