Google-Gründer Sergey Brin über China

Von am 15. Februar 2010  

Bei der Expertenkonferenz TED gab Brin überraschende Antworten zur Konfrontation zwischen Google und China.

Auf die Fragen von TED-Gastgeber Chris Anderson führte er zunächst aus, wie Google auf die Cyber-Attacken aus China aufmerksam wurde, die Angriffen auf andere Unternehmen ähnelte, die sich damit nicht an die Öffentlichkeit wagten. Beunruhigender für ihn sei jedoch gewesen, dass sie offenbar auf chinesische Menschenrechtler zielten.

Seine weiteren Ausführungen, obwohl nicht in blumiger chinesischer Sprache gehalten, könnten mehr darüber verraten, wie es zwischen Google und China weitergeht. So wehrte Brin die Frage, ob die Cyber-Attacke auf unmittelbare Anweisung der chinesischen Regierung geschah, als weniger bedeutsam ab:

„Ich glaube tatsächlich, dass es weniger wichtig ist, ob es sich dabei um die chinesische Regierung handelt. Ich weiß, das hört sich seltsam an. Ich denke, einige Dutzend Millionen Menschen gehören der chinesischen Regierung an. Wenn man sich die Armee ansieht, angegliederte Streitkräfte und all das, das ist umfangreicher als die meisten Länder. Selbst wenn also ein Vertreter der chinesischen Regierung dahinter stand, repräsentiert er nur ein Fragment der tatsächlichen Politik. Ich denke, da gibt es viele Menschen mit unterschiedlichen Ansichten.“

Nicht verhandelbar ist für ihn, dass sich Google weiterhin an politischer Zensur beteiligt, nachdem sich die Hoffnung auf allmähliche Verbesserungen in China zerschlagen hatte: „Ja, wir haben eine Absichtserklärung gemacht. Dass wir die Absicht haben, nicht mehr zu zensieren. Wenn wir das tun können in den Grenzen der chinesischen Politik, dann betreiben wir Google.cn und unsere geschäftlichen Aktivitäten dort gerne weiter. Und wenn das nicht möglich ist, dann werden wir so viel wie möglich tun, aber wir wollen keinen politisch zensierten Dienst betreiben.“

Der bekennende Optimist Brin lässt sich gerne naiv nennen: „Ich bin ein Optimist. Ich möchte einen Weg finden, um wirklich innerhalb des chinesischen Systems zu arbeiten und mehr und bessere Informationen bereitzustellen. Ich weiß, dass mich viele für naiv halten, und das kann gut wahr sein. Aber ich hätte im Jahr 1998 nicht mit einer Suchmaschine angefangen, wenn ich nicht naiv wäre.“

Während er sich bezüglich China noch relativ diplomatisch äußerte, macht Sergey Brin den US-Unternehmen Vorwürfe, die ähnliche Cyber-Attacken unter der Decke zu halten versuchten: „Während wir das untersucht haben, stellte sich vor allem heraus, dass eine ganze Reihe von Unternehmen sich ähnlicher Attacken auf ihre Systeme bewusst waren, aber nichts darüber sagten. Mit dem Ergebnis, dass andere Unternehmen sich ebenfalls nicht besser vorbereiten konnten … Wenn mehr Unternehmen über solche Zwischenfälle informierten, dann wären wir vermutlich alle sicherer.“

(bk)

Abbildung: Joi Ito / CC (Sergey Brin)

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