"Google ist wie Radioaktivität"
Von Bernd Kling am 30. November 2009 4 Kommentare
Die Kamerawagen von Google Street View lösen eine Widerstandswelle in Ingolstadt und Umgebung aus. Ein Lokalverleger ließ Rechtsgutachten anfertigen. Die Grünen-Jugend von Pfaffenhofen fordert die Aussetzung von Google Street View.
Die von Herausgeber und Mitgeschäftsführer Georg Schäff in Auftrag gegebenen Gutachten stellen in Frage, ob es mit rechten Dingen zugeht, wenn Google Fotos aus deutschen Städten sammelt. Sie finden den Beifall auch von Karsten Neumann, oberster Datenschützer von Mecklenburg-Vorpommern, zugleich Vorsitzender des „Düsseldorfer Kreises“ von Landes-Datenschützern:
„Wir unterstützen jede Initiative, um eine gerichtliche Klärung zu erreichen. Diese Debatte um Street View ist so weit reichend, da sollte die Öffentlichkeit aufgerüttelt werden.“
Ein Münchner Nachrichtenmagazin zitiert harte Angriffe des Verlegers gegen Google als „gewaltige, anonyme Maschine“, die sich selbst „mit einem fast schon religiös anmutenden Mantel der Unschuld“ bedecke. Es sei ein Angriff auf die Privatsphäre, die Bürgerrechte seien bedroht: „Uns fehlt einfach ein Sinnesorgan für die Wahrnehmung dieser Bedrohung – ähnlich wie bei der Radioaktivität.“
Der Verleger sieht sich nicht allein im Einzugsgebiet seiner Zeitung. Ein Blick in den Online-Auftritt des Donaukurier („donaukurier.de ist ein eigenständiges Medium“) zeigt als letzten Eintrag aus Pfaffenhofen um 11.15 Uhr: „Grünen Jugend fordert Aussetzung von Google Street View“.
Nach einer intensiven Debatte seien die Mitglieder zum Schluss gekommen, dass die datenschutzrechtlichen Bedenken überwiegen. Der Kreisverband Pfaffenhofen der Grünen Jugend forderte deshalb, sämtliche Aufnahmen und Veröffentlichungen auszusetzen, bis eine sinnvolle Lösung zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte und der informationellen Selbstbestimmung ausgearbeitet sei: „Lesen Sie morgen mehr im Pfaffenhofener Kurier.“
(bk)
Zum Thema bei TecZilla:
Google Street View mit dem Trike – in Japan
Burda: Google enteignet die Verlage!
Zum Thema im Web:
Screenshot: Google Street View, Rämi-Straße in Zürich
Starker Tobak! – Auf den Fotos ist eh nicht mehr abgebildet, was man nicht auch ohne Google sehen könnte. Gesichter und Kennzeichen werden zudem noch unkenntlich gemacht. Keine Ahnung, was es da überhaupt auszusetzen gibt?!
Ich für meinen Teil freue mich jeden Falls auf absolut realistische Navi-Darstellungen!! 😀
Hi Anonymous Spezi.. Da ersparen sich die Gangs wenigstens gleich das Ausspähen für den nächsten Bruch.
Und auf „absolut realistische Navi Darstellungen“ sind wir besonders scharf, -> damit werden die Dinger sicher viel viel übersichtlicher (Schirm der Navis sind jetzt schon meist mit irgendeinem sinnlosen Zeug überfrachtet)…
Wird wohl noch ein ganzes Stück Arbeit werden für Google, wenn sie das wirklich durchsetzen wollen. Wenn jede kleine Gemeinde ankommt und drauflosklagt und moniert.
Ich denke, nur weil man damit illegale Sachen machen „könnte“ (was man im Übrigen mit Kleintransportern, Klebeband, Küchenmessern usw. usf. auch kann) sollte man eine Technik nicht verhindern. Es ist natürlich nicht im Interesse der Kartenhersteller, wenn Google das für alle kostenlos zur Verfügung stellt. Kann mir gut vorstellen, dass die auch noch mal Sturm laufen werden, aber der Bürger sollte ein gesteigertes Interesse daran haben, dass Dinge im Internet demokratisch allen zur Verfügung gestellt werden. Google macht da vielleicht einen ersten richtigen Schritt (auch wenn es immer als Datenkrake verschrien wird).
Die Datenschützer wollen auch einfach nur in die Medien so kommts mir vor.
Wenn man erfährt, das es Streetview im eigenen Land gibt, kann man ja seine Wohngegend ansehen und bei nichtgefallen sofort melden.
Die bilder werden wirklich SEHR schnell gelöscht. Selber schon mal ausprobiert und innerhalb ein paar weniger Stunden war das Bild weg.