Google kauft Twitter – nicht

Von am 3. April 2009 3 Kommentare 

twitter-what-ccMal wieder große Aufregung in der Gerüchteküche, viel Dampfschwaden um nichts. Twoogle kommt nicht, alle können wieder twittern.

„Google ist brennend an Twitter interessiert“ – „Google angeblich vor dem Kauf von Twitter“ – „Warum Google Twitter kaufen sollte“ – „Google erwägt Twitter-Kauf“ – „Google will Twitter übernehmen“. So läuft das mit Gerüchten, wenn sie erst mal gestreut sind, und das vernebelt in Online-Nachrichten-Zeiten noch viel schneller die Denkfähigkeit.

Allein 323 englischsprachige und 128 deutschsprachige, durchweg redundante Veröffentlichungen brachte das in kürzester Zeit. Ausgangspunkt war eine kleine spekulative Geschichte Michael Arringtons in seinem Blog Techcrunch („a heck of a rumor“): Google sei in der letzten Phase von Verhandlungen, um Twitter zu übernehmen. Den Preis habe er nicht gehört, aber man könne doch gut annehmen, dass er weit über 250 Millionen Dollar liege.

Inzwischen legte er als Update nach, einer weiteren Quelle zufolge seien die Übernahmeverhandlungen noch in einer sehr frühen Phase. Die beiden Firmen zögen außerdem eine Zusammenarbeit hinsichtlich einer Echtzeit-Suchmaschine für Google in Betracht. Zumindest Gespräche zwischen den Firmen seien bestätigt.

Das hört sich nach einem geordneten Rückzug von den eigenen Flüsterparolen an, konnte den Gerüchtetsunami aber nicht mehr aufhalten. Henry Blodget von Business Insider erhöhte den Einsatz mit der Überschrift: „Google sollte 1 Milliarde Dollar für den Kauf von Twitter bieten“. Todd Bishop von Techflash brachte die Microsoft-Karte ins Spiel mit „Showdown: Warum Microsoft es sich nicht leisten kann, Twitter an Google zu verlieren“.

Twitter als neues Yahoo-Drama, wie einfallsreich. Und wie gut, dass der 1. April bereits vorbei ist. Und tatsächlich, Wired-Gründer John Batelle hatte zuvor als Aprilscherz-Meldung verbreitet, Robert Murdochs News Corp. hätte bereits die Übernahme von Twitter für 750 Millionen Dollar vereinbart.

Meinungskolumnen begründeten, warum Google Twitter kaufen oder eben nicht kaufen sollte. Als Kaufargument wurde vorwiegend die neue Suche mit Echtzeit-Datenbank in Twitter genannt, auf die Google so unglaublich heiß sei. Einer hatte allerdings nicht vergessen, dass Eric Schmidt Twitter unlängst als „E-Mail-System für arme Leute“ bezeichnet hatte. Und argumentierte schlüssig, Google brauche nun wirklich keine Nachhilfe in Sachen Suche, könnte Twitter höchstens als weitere Werbeplattform assimilieren. PC World hingegen machte sich schon einen Kopf, wie „Twoogle“ aussehen könnte.

Die Luft ließ schließlich Kara Swisher von All Things Digital heraus, der beste Querbeziehungen zu Google nicht nur nachgesagt werden. Sie berief sich auf eine Anzahl verschiedener Quellen und schuf ein ganz anderes Bild. Es habe ein paar produktbezogene Gespräche gegeben, in denen es um Echtzeit-Suche ging und darum, wie der Suchgigant den Mikroblogging-Dienst besser durchforsten könne:

„Es gab eine Besprechung mit der für die Google-Suche verantwortlichen Abteilung über Echtzeit-Suche und Produktgeschichten. Das war vor ein paar Wochen. Es war äußerst vorläufig … und das war’s auch schon.“

(bk)

Abbildung: keiyac / Creative Commons

All Things Digital

Diese Icons verlinken auf Bookmark Dienste bei denen Nutzer neue Inhalte finden und mit anderen teilen können.
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • TwitThis



Kommentare

3 Stellungnahmen zu “Google kauft Twitter – nicht”
  1. Web.Jet sagt:

    Haben Sie sich nicht schon einmal gefragt: „Wie funktioniert das Businessmodell von Google?“

  2. Silvia Kling sagt:

    Google vielleicht nicht, dafür versucht nun aber scheinbar Apple, sich den MikroNews-Dienst einzuverleiben –> Siehe: http://techfever.net/2009/05/05/twitter-fever-apple-to-buy-twitter/

  3. bk sagt:

    Tja, an nachrichtenarmen Tagen wird Twitter eben immer wieder gerne gekauft …