Google stellt sich hinter HTC

Von am 3. März 2010  

Nexus One im Fadenkreuz?

Mit einer massiven Patentklage gegen HTC führt Apple einen Stellvertreterkrieg gegen Google und Android OS. HTC beruft sich auf eigene Innovationen und Patente, Google verspricht Beistand.

„Wir sind nicht Beteiligte in diesem Klageverfahren“, ließ Google in einer Stellungnahme wissen. „Wir stehen jedoch hinter unserem Betriebssystem Android und den Partnern, die uns bei seiner Entwicklung geholfen haben.“

Auch HTC reagierte inzwischen und erklärte, Apples Klage lasse keine wesentliche kurzfristige Auswirkung auf die eigenen Geschäfte erwarten, ändere auch nicht den Ausblick für das erste Quartal 2010. Eine offizielle Erklärung hob auf die eigenen langjährigen Patente ab:

„HTC ist Innovator der Mobilfunk-Technologie und Inhaber von Patenten, der sich in den letzten 13 Jahren stark darauf ausgerichtet hat, viele der innovativsten Smartphones zu schaffen. HTC Corp. hat eine hohe Wertschätzung für US-amerikanische und internationale Patentrechte und wird im Justizwesen der USA zum Schutz der eigenen Innovationen und Rechte tätig werden.“

Einigung wahrscheinlich – irgendwann

Das hört sich schon fast nach einer Gegenklage an, mit der auch Apple eine ähnliche Klage von Nokia beantwortete. Wie auch immer sich die Patentschlacht entfaltet, nach bisherigen Erfahrungen läuft es auf langjährige Streitigkeiten und letztendlich eine Einigung zwischen den Beteiligten hinaus. Etwas schneller ablaufen kann es bei der Internationalen Handelskommission der USA (ITC), bei der inzwischen Apple gegen Nokia und HTC, zuvor bereits Nokia gegen Apple geklagt hatten, jeweils zusätzlich zu den bei Bundesgerichten eingereichten Klagen.

Bei der International Trade Commission klagten schon Motorola gegen RIM, Eastman Kodak gegen Apple und Broadcom gegen Qualcomm. Firmen wie Apple gehen zur ITC, weil sie theoretisch ein Importverbot gegen den Rivalen verhängen kann. Das geschieht allerdings relativ selten, und 90 Prozent aller bei der ITC vorgebrachten Fälle werden ohnehin mit einer Einigung abgeschlossen. Kostspielig aber kann es dennoch werden. Im Rahmen einer weltweiten Einigungsvereinbarung flossen 891 Millionen US-Dollar von Qualcomm an Broadcom, um einen Streit um verletzte Chip-Patente zu beenden.

Windows Mobile verschont

Wenn es in aller Regel ohnehin auf eine Einigung hinausläuft, warum der ganze Aufwand? Zumindest bei Apple sind persönliche Motive von CEO Steve Jobs nicht auszuschließen, der das iPhone durch Google bedroht sieht. Es könnte auch einfach um die Verunsicherung von Wettbewerbern gehen, nicht zuletzt vielleicht um die Verunsicherung von Entwicklern, die im Android Market zunehmend eine Alternative zu Apples restriktivem App Store sehen.

Es ist mehr als auffällig, wie sehr Apples Klage auf Android zielt. HTC-Handys setzen schon lange Multitouch-Gesten ein, auf das sich die Klage unter anderem bezieht. HTC legt seine eigene Benutzeroberfläche Sense über Geräte mit Android OS wie Windows Mobile, dennoch sind Geräte mit Microsofts Betriebssystem nur aufgrund eines Hardware-Patents mit in die Klage einbezogen.

Eingereicht wurde die Klage einen Monat, nachdem Google für den von HTC hergestellten Nexus One Multitouch-Gesten offiziell freigab. Zuvor wurde ein stillschweigendes Übereinkommen zwischen Apple und Google vermutet, bei Android auf Multitouch zu verzichten, das mit dem Auseinanderdriften der zuvor durch gemeinsame Interessen verbundenen Konzerne bedeutungslos wurde. Auch Motorola verhielt sich auffallend vorsichtig und verzichtet bei Motorola Droid bis heute auf Multitouch, obwohl das weitgehend baugleiche Motorola Milestone in Europa schon immer über diese Funktionalität verfügte.

Google gab die Beistandserklärung für HTC unaufgefordert ab. Ein Google-Sprecher versandte sie per E-Mail, nicht auf eine Anfrage hin, sondern aus eigener Initiative. Es geht um Android – und Google hat den Fehdehandschuh aufgenommen.

(bk)

Abbildung: Google

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