Google und die Spione

Von am 5. Februar 2010  

Die chinesische Attacke auf Gmail-Accounts war offenbar ernsthaft genug, um das blue team zu rufen, eine NSA-Sondereinheit für Informationssicherung. Datenschützer schlagen Alarm.

Die Spezialisten des größten Nachrichtendienstes der USA kamen offenbar nicht nur bei Google zum Einsatz. Die NSA (National Security Organization) selbst ließ per E-Mail wissen, man arbeite mit „einer größeren Anzahl privatwirtschaftlicher Partner“ zusammen, wollte aber nicht direkt zu möglichen Google-Verbindungen kommentieren.

Im Unterschied zu mindestens 20 weiteren Firmen, die von Chinas Cyberattacke betroffen waren, scheint Google jedoch so etwas wie eine Flucht an die Öffentlichkeit anzutreten. Von Washington Post bis New York Times reihen sich Berichte, die sich mit den üblichen Formeln auf verlässliche, wenn auch anonyme Quellen berufen. Zuletzt zitierte Business Week „eine mit der Situation vertraute Person“, das blaue Team der Geheimen sei auf Wunsch Googles angerückt, um bei der Aufrüstung der eigenen Computersicherheit zur Hand zu gehen.

Allerdings habe auch die NSA nicht viel mehr als das herausfinden können, was Googles eigene Mitarbeiter in Mountain View bereits wussten. Die NSA habe bei Google nicht anderes reagiert wie bei den Ersuchen anderer Unternehmen, die ihre eigenen Sicherheitsbemühungen nach einer Cyber-Attacke begutachten lassen wollen, ließ die Quelle wissen, die keine Namen weiterer Firmen nennen wollte. Wie in anderen Fällen hätte die NSA eine Vereinbarung über gemeinsame Forschung und Entwicklung getroffen, um Informationen mit Google austauschen zu können.

Die Datenschützer vom Electronic Privacy Information Center wurden hellhörig durch die Berichte und forderten ihrerseits Informationen von der NSA. Sie beriefen sich dabei auf den Freedom of Information Act, der interessierten Bürgern Zugang zu behördlichen Dokumenten verspricht. Marc Rotenberg von EPIC: „Wir müssen mehr wissen über die Rolle der NSA und welchen gesetzlichen Einschränkungen sie unterliegt, wenn überhaupt, persönliche Informationen zu sammeln.“

Google scheint sich bewusst an die NSA gewandt zu haben, die eben keine gesetzliche Rückendeckung zu strafrechtlichen Ermittlungen innerhalb der USA hat, und nicht an das Ministerium für Heimatschutz, das über weitreichende gesetzliche Handhabe verfügt. Damit versuche Google zu vermeiden, dass die Suchmaschine, E-Mail und andere Webdienste als Teil der lebenswichtigen nationalen Infrastruktur reguliert werden, schlussfolgert John Markoff in der New York Times.

Zudem hoffe Google mehr über die Identität der Angreifer zu erfahren, da die NSA über weitreichende Mittel verfüge, den weltweiten Internet-Traffic zu überwachen. Ähnliche Angriffe auf US-Firmen wurden offenbar von Servern in Taiwan ausgeführt. Dem Geheimdienst NSA wird selbst die Fähigkeit zu Cyber-Angriffen zugeschrieben, zugleich sichert er die Computernetze der US-Regierung. James A. Lewis vom Center for Strategic and International Studies:

„Das ist die andere Seite der NSA – es ist ein Sicherheitsdienst, der für Abwehrmaßnahmen verantwortlich ist. Es ist nicht ungewöhnlich, zur NSA zu gehen und nachzufragen, ob sie nicht bitte mal einen Blick auf den eigenen Code werfen könnten.“

(bk)

Screenshot: Google

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