Schulen spionierten Schüler mit Webcam aus

Von am 18. April 2010 3 Kommentare 

Von den Schulen ausgegebene Macbooks nahmen heimlich Bilder der Schüler auf – auch zuhause und während sie schliefen

Es kam heraus, als eine stellvertretende Schulleiterin im US-Staat Pennsylvania den 15-jährigen Blake Robbins in ihr Büro kommen ließ und ihn beschuldigte, Drogen zu konsumieren. Sie begründete die Anschuldigung mit einer Webcam-Aufnahme des Notebooks, die per Remote-Software ausgelöst wurde. Das Bild zeigte ihn tatsächlich, wie er Süßigkeiten der Sorte Mike and Ike zu sich nahm, äußerlich Pillen nicht unähnlich, musste ihr der Schüler erklären.

Die Eltern erstatteten Anzeige gegen die Schulverwaltung eines Außenbezirks von Philadelphia, das FBI ermittelte. Im Gerichtsverfahren stellt sich jetzt der Umfang der schulischen Überwachung heraus. Die Klage geht davon aus, dass die Schulen des Bezirks Tausende von Bildern aus der Privatsphäre ihrer Schüler aufnehmen ließen.

Allein von Blake Robbins sollen es 400 heimliche Aufnahmen gewesen sein, bei einigen von ihnen schlief er und war teilweise unbekleidet. Der Anwalt der Familie belegte es mit einem Webcam-Bild des schlafenden Schülers. Den gerichtlichen Dokumenten zufolge wurden darüber hinaus auch Online-Chats der Schüler aufgezeichnet und Bildschirmfotos der von ihnen besuchten Websites ausgelöst.

Die Schulverwaltung im Lower Merion School District of Montgomery County begründete den Einsatz der Schnüffelsoftware als „Diebstahlsicherung“, um gestohlene oder verschwundene Notebooks aufzuspüren, obwohl Robbins‘ Macbook gar nicht als verschwunden gemeldet war. Seine Eltern hätten einen Versicherungsbeitrag von 55 US-Dollar für das Notebook nicht entrichtet, schob die Schule als Begründung nach, und daher sei er nicht berechtigt gewesen, das Notebook nach Hause zu nehmen.

Die für die IT-Systeme der Schulen verantwortliche Carol Cafiero beruft sich auf Anweisungen durch Lehrer und Schulverwaltung. Sie verweigerte jedoch weitere Aussagen zu allen Fragen, um sich nicht selbst zu belasten. Das Gericht verfügte die Beschlagnahmung ihres privaten Computers, um vermutete Downloads des Bildmaterials zu ermitteln.

Die Affäre schlägt inzwischen auch politische Wellen. Pennsylvanias demokratischer Senator Arlen Specter brachte eine Gesetzesvorlage ein, um Lücken in den US-Abhörgesetzen zu schließen:

„Viele von uns erwarten, mitunter von Videoüberwachung betroffen zu sein, wenn wir täglich unser Haus verlassen und nach draußen gehen – zum Beispiel beim Geldautomaten, an einer Ampelanlage oder in Läden. Wir erwarten nicht, in unserer Wohnung visueller Überwachung ausgesetzt zu sein, in unseren Schlafzimmern, und vor allem erwarten wir es nicht zuhause bei unseren Kindern.“

Abbildung: Brianreading / CC (Integrierte iSight-Kamera in Macbook)

Diese Icons verlinken auf Bookmark Dienste bei denen Nutzer neue Inhalte finden und mit anderen teilen können.
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • TwitThis



Kommentare

3 Stellungnahmen zu “Schulen spionierten Schüler mit Webcam aus”
  1. Anonymous sagt:

    Abgesehen davon, dass es unter aller Kanone ist, was die Pädophilen in Philadelphia da getrieben haben, lässt man seinen Recher die Nacht über auch nicht laufen!

    PS: Zur Sicherheit einfach die Web-Kamera abkleben! 😉

Trackbacks

Was andere über diesen Beitrag sagen ...
  1. […] bei einem derartigen Notebook mit Webcam. Eine interessante Geschichte hierzu hat Bernd […]