Investor: Microsoft von „Google-Neid“ zerfressen
Von Bernd Kling am 8. Oktober 2008
Ein renommierter Hedge-Fonds-Manager, soweit in diesem Gewerbe von Renommee zu sprechen ist, geht hart mit Microsoft und seinem exaltierten CEO Steve Ballmer ins Gericht.
In einem Bandbrief zur schlechten Performance des dritten Quartals macht sich David Einhorn von Greenlight Capital einen Kopf darüber, was für einen Sinn es noch macht, in die wertigen Papiere von Microsoft (MSFT) zu investieren, und findet zu klaren Worten. Er werde kein Geld mehr in diesen Laden stecken, der nach einem sehr guten Quartal Ende 2007 schwer nachgelassen habe. Seither aber habe das MS-Management mit einer überaggressiven und fast panikartigen Weise bezüglich seiner Online-Angebote gehandelt:
„Erst haben sie Yahoo zu übernehmen versucht, und nachdem das nicht klappte, die Notwendigkeit extrem hoher interner Investitionen verkündet, um diese ‚großartige Chance‘ wahrzunehmen (sprich: ‚Google-Neid‘). Wir bezweifeln, dass diese Chancen so sind, wie sie es darstellen. Vielmehr wünschten wir uns, MSFT konzentrierte sich auf seine eigentliche Stärke: Software.“
Übersetzung: Ballmer, bleib bei deinem Leisten. Froh ist der Investor nur darüber, dass Ballmer die Yahoo-Übernahme schließlich doch noch abgesagt hat, denn „wir denken, dieser Deal hätte eine Katastrophe bedeutet“. Empfohlen wird stattdessen, Microsofts restliche Online-Geschäfte aufzugeben und in Yahoo einzugliedern. Das Urteil über den Microsoft-Boss fällt letztlich vernichtend aus:
„Der CEO ist ein sehr kluger und sehr wohlhabender Mann. Vielleicht ist er so wohlhabend, dass er zu größeren Ideen und größerem Streben neigt, als die Aktionäre von MSFT wohlhabender zu machen. Wir haben Microsoft fürs Erste aufgegeben und halten es für angebracht, in Firmen zu investieren, deren Management wenigstens den Eindruck macht, für die Aktionäre tätig zu sein.“
(bk)