iPad rettet Axel Springer nicht

Von am 25. Januar 2011 3 Kommentare 

Axel-Springer-Hochhaus in Berlin

Axel-Springer-Hochhaus in Berlin

Zeitungen und Zeitschriften des Springer-Konzerns gewinnen nur wenige Abonnenten für ihre digitalen Ausgaben

„Alle haben zu beten und Steve Jobs zu danken, dass er dieses Gerät geschaffen und damit sehr wahrscheinlich die ganze Journalismusbranche gerettet hat.“

So formulierte Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner im April 2010 seine Träume von Apples Medientablet iPad als Heilsbringer für das auslaufende Printgewerbe. Aus guten Gründen legt er inzwischen großen Wert darauf, das irgendwie ironisch gemeint zu haben. Schon im August 2009 hatte er jedoch auf die immer gerne zahlungsbereiten iPhone-Nutzer abgehoben: „Wir werden den Markt nicht über Nacht verändern, aber die Zahlungsbereitschaft ist gerade bei Mobilfunkkunden, insbesondere bei Besitzern des iPhones, groß.“

Die Stunde der Wahrheit für die lautstark propagierten Bezahlinhalte ist gekommen. Für das vierte Quartal 2010 meldete der Konzern erstmals konkrete Zahlen auch für seine elektronischen Publikationen an die neutrale Werbeträgerkontrolle IVW. Überrascht es jemanden außer Döpfner, dass die elektronische Bildzeitung – unter anderem angeboten über Springers iPad-Anwendung iKiosk – in diesem Quartal nur auf 785 zahlende Abonnenten kam?

Auch die gesamten Verkäufe der papierlosen BILD blieben mit 18.786 Exemplaren weit von den gewohnten Millionenauflagen entfernt. Und selbst diese Zahl relativiert sich noch drastisch, da 17.983 zu niedrigen Probierpreisen unter „Sonstiger Verkauf“ liefen.

Die übrigen Springer-Publikationen blieben noch weit darunter. Autobild erreichte nur 544 ePaper-Abonnenten, Welt und Welt kompakt nur 383, Computer Bild 322, Sport Bild 202. Das Schlusslicht gibt Bild am Sonntag mit 160 Abonnenten.

Ernüchternde Erfahrungen mit iPad-Apps in den USA

Nicht mitgezählt bei den an die IVW gemeldeten Zahlen sind Bild und Welt als „HD-Apps“ für das iPad, die multimedial erweitert über eine reine ePaper-Umsetzung der gedruckten Ausgaben hinausgehen. Traumhafte Verkaufszahlen sind aber auch hier nicht anzunehmen, zumal die für das iPad aufbereitete Bildzeitung für die Leser teurer kommt als eine gedruckte Ausgabe.

Die US-Verleger gingen schon früher an den Start und machten damit ernüchternde Erfahrungen. Sie mussten für ihre iPad-Apps nach anfänglichen Erfolgen inzwischen wieder drastisch sinkende Verkaufszahlen melden. Selbst die ambitioniert entwickelte und mit großen Erwartungen gestartete iPad-Ausgabe von Wired fiel von 100.000 digitalen Startausgaben auf nur noch rund 20.000 zurück. Die Apps bekannter Zeitschriften wie Glamour und Men’s Health bewegen sich in Regionen von nur noch gut 2.000 Verkäufen.

Und jetzt einfach nochmal beten?

Abbildung: Johann H. Addicks / GNU (Axel-Springer-Hochhaus, Berlin)

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Kommentare

3 Stellungnahmen zu “iPad rettet Axel Springer nicht”
  1. Thomas sagt:

    Na wer hätte das gedacht? So eine Überraschung 🙂

    Ich kann nur aus meiner Sicht sprechen, aber eine Zeitung oder ein Buch lese ich nicht auf einem Smartphone, einem Kindle oder Tablett, egal ob Android oder iOS. Ich denke so geht es vielen Menschen. Ich brauch was in der Hand, zum Blättern und nicht etwas, wo ich mit Fingergesten auf einer Glasplatte rum wische.

    Vielleicht sollten die Verleger sich mal Rat bei Google holen: Wie macht man Geld mit Werbung im Internet! Ich weiß nicht wievie Traffic zum Beispiel bild.de hat, aber es sollte sich eigentlich genug Kapital daraus schlagen lassen.

    Etwas Off-Topic, aber den Kommentar kann ich mir doch nicht verkneifen: Interessant das es weder die Verleger noch die Musikindustrie schaffen, mit dem Internet ordentlich Geld zu verdienen. Vielleicht sollten sie sich auch hier mal Nachhilfe bei der Pornoindustrie holen.

    LG,
    Thomas

  2. Schussel sagt:

    Das lieg schlicht an ihrer „Lernimmunität“. Wenn die Musikindustrie lieber Anwälte bezahlt um ihre CDs mit oft fragwürdigem Inhalt zu horrenden Preisen zu verticken statt sie in Massen zu angemessenen Preisen unters Volk zu bringen weil man insgesamt einfach zu geldgeil ist (Jungs & Mädels: Weniger ist manchmal mehr!) dann wird das halt nix. Mein Tipp: Achtet etwas auf die Qualität, schmeisst die Anwälte raus und vor allem die lächerlichen Kopierschutze die euer Produkt nur unbequem für die wengen gebliebenen Bezahler macht und reduziert den Einzelpreis und schon kanns wieder klappen mit dem Kunden. Tja und die Printmedien? Siegehen lieber den gleichen Weg des Verderbens, frei nach dem Lemingmotto: Hey, lass uns doch alle sterben! Wie kann man so doof sein und seine Digtalzeitung teurer als die Druckvariante verkaufen und hoffen, dass der I-Dingensnutzer nicht merkt, dass die Inhalte nur für Safari geblockt werden? Das ist doch eine direkte Beleidung der angepeilten Kundschaft, das Verhalten der „Macher“ kann man hier im positivsten Sinne maximal noch als vollkommen verblödet betrachten.

  3. Schussel sagt:

    ^^Ist kurz nach 7 und erst Kaffee Nr. 3, und ja, ich sehe die Tippfehler nun auch, aber zu spät… << Macht mal ne Edit-Funktion 😉