Ist ein Android App Store von Amazon eine gute Idee?

Von am 28. September 2010  

Amazon plant angeblich einen App Store und ein Tablet mit Android OS

Zumindest für Amazon ist es vermutlich eine gute Idee, wenn sich die Berichte bestätigen. Sie laufen darauf hinaus, dass der führende Online-Händler schon bald einen App Store für Android eröffnet. Demnach entsprechen die Bedingungen Apples App Store mit einer Aufteilung der Einnahmen von 70 Prozent für den Entwickler und 30 Prozent für Amazon. Alle Anwendungen sollen mit Amazons DRM versehen sein, was ihre Installation auf zugelassene Geräte einschränken dürfte. Amazon will selbst über die Aufnahme von Anwendungen entscheiden und behält sich auch das letzte Wort über den Verkaufspreis vor.

Amazon entwickelt eigene Hardware

Ebenfalls ungesichert, aber höchst plausibel ist der Bericht über ein Tablet auf Android-Basis, das von Amazon zu erwarten ist. Ganz überraschend käme das nicht, denn schon länger sickert durch, dass Amazon mit der Entwicklung von mehr Hardware beschäftigt ist. Für das Lab 126, wie Amazons Entwicklungsabteilung für den E-Reader Kindle heißt, wurden laufend Stellen ausgeschrieben, die auf die Entwicklung neuer Elektronik-Hardware zielten. Mit Touchco übernahm Amazon letztes Jahr ein auf Multitouch-Hardware spezialisiertes Unternehmen.

Dabei geht es Amazon weniger um den Absatz von Hardware, sondern um den Verkauf digitaler Medieninhalte von Büchern über Musik bis hin zu Filmen. Die New York Times zitierte einen Amazon-Manager mit der Aussage, zu allem bereit zu sein, „um sicherzustellen, dass Amazon einer der wichtigen Spieler im Verkauf digitaler Inhalte bleibt“.

Dazu gehören zunehmend auch Apps für Smartphones und Tablets. Es ist nur folgerichtig, wenn Amazon auch hier mitmischen will, nachdem Apple mit dem iBooks Store und Google mit eigenen E-Book-Plänen das angestammte Revier streitig machen. Es gibt nichts, was Amazon davon abhalten könnte, einen eigenen App Store zu eröffnen. Es existieren bereits eine Reihe unabhängiger, wenn auch weniger bekannter App Stores. Mobilfunkanbieter Verizon Wireless, in den USA der führende Anbieter von Android-Smartphones, betreibt einen eigenen geschlossenen App Store, nur zugänglich für die eigenen Kunden.

Der Android Market hat offene Flanken

Googles Android Market hat den großen Vorzug, offen zu sein im Gegensatz zu Apples reglementierten App Store mit einer langwierigen Zulassungsprozedur. Er steht jedoch unter anderem in der Kritik, da Anwendungen nur schwer zu finden sind – und sollte Suche nicht die Stärke Googles sein? Entwickler bemängeln schon lange die begrenzte Zahl von Ländern, in denen Apps gegen Bezahlung auszuliefern sind. Die Zahl dieser Länder wird eben erweitert, aber noch immer schickt Apple Bezahl-Apps in mehr Länder der Welt – und Amazon akzeptiert Bezahlungen in mehr Ländern als Google Checkout, das zudem an Kreditkarten gebunden ist.

Solange Google nicht mehr Bezahloptionen im Android Market bietet, bleiben viele zahlungswillige Kunden vor der Tür. Vergessen fühlen dürften sich auch die Käufer von Tablets und Smartphones, die gar nicht erst Zugang zum Android Market bekommen – weil etwa ein Android-Tablet nicht über ein GPS-Modul verfügt, nach Googles Richtlinien eine dafür unverzichtbare Komponente.

Eine Herausforderung für Google

Wenig überraschend, wenn Amazon gerne in die Bresche springt. Konkurrierende App Stores könnten tatsächlich eine gute Sache sein für Nutzer wie Entwickler. Die Nachteile aber liegen ebenfalls auf der Hand.

Es sind die Einschränkungen durch DRM, mit denen gerade Amazons Kunden äußerst ernüchternde Erfahrungen machten. Und nachdem schon das Android OS als fragmentiert gilt, dann kann auch ein ernsthaft konkurrierender App Store als Beweis für die zunehmende Fragmentierung der Android-Plattform herhalten. Nicht jedem wird gefallen, erst hier und dann dort nach einer Anwendung suchen zu müssen. Auch Entwickler haben zusätzlichen Aufwand, und nicht nur durch die 99 US-Dollar „Eintrittsgebühr“ bei Amazon.

Google denkt immer zuerst an Werbeeinnahmen und weniger an Verkäufe, denn es bewährte sich bei der Suche und kostenlosen Diensten. Das erklärt die bisherige Vernachlässigung des Android Market und seiner Bezahlangebote. Google kann und sollte es sich nicht mehr lange leisten. Die Herausforderung durch Amazon ist geeignet, das zu ändern.

Abbildung: Google / Amazon (Montage: Chromoid)

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