Iphone-Verbot: Keine Karikaturen von Politikern!

Von am 10. November 2009 2 Kommentare 

Bopple Rep Nancy PelosiApples Zensoren für den App Store geraten außer Rand und Band. Sie geben sich der Lächerlichkeit preis, indem sie es einem bekannten Karikaturisten untersagen, Personen des öffentlichen Lebens lächerlich zu machen – nicht auf unserem Iphone und unserem Ipod Touch!

Es ist ja nun wirklich nicht der erste Fall einer peinlichen Zensurmaßnahme seitens Apple, sozusagen Apples abgelehnte App der Woche. Nicht zu fassen, aber sie setzen immer noch eins drauf. Lassen es Realitätsverzerrungsfelder in Cupertino nicht zu, aus diesen Fehlern zu lernen? In dieser Unternehmenskultur scheint es tatsächlich Glaubensgrundsatz zu sein, dass das verfassungsmäßige Recht auf freie Meinungsäußerung aufgehoben ist für die Benutzer der eigenen Produkte. Jemand bei Apple möge doch bitte einen Auffrischungskurs in amerikanischer Geschichte nehmen, empfiehlt CNN Money knapp.

<em>Abgelehnt – Politiker dürfen nicht komisch sein!</em>

Abgelehnt – Politiker dürfen nicht komisch sein!

Betroffen ist Tom Richmond, einer der besten Illustratoren von Mad Magazine und mehrfach zum „Karikaturisten des Jahres“ gewählt. Er zeichnete insgesamt 540 Karikaturen aller Parlamentsvertreter in Senat und Repräsentantenhaus. Es ging dabei um eine illustrierte Datenbank der Volksvertreter, die dem Benutzer Informationen vermittelt zu Namen, Parteizugehörigkeit, Telefon und Website, ermittelt durch die Postleitzahl oder GPS.

<em>Präsidentschaftskandidat John McCain als "Bopple Rep"</em>Zum unterhaltsamen Teil der Anwendung, daher auch die Bezeichnung Bopple Rep, vielleicht in etwa mit „Wackelkandidat“ zu übersetzen, sollte beitragen, passend zu Apples Produkt, dass die Köpfe der Karikaturen zum Wackeln zu bringen sind durch Schütteln des Iphones oder eine Fingergeste. Das alles war zuviel für die Geschmacksdiktatoren in Cupertino. Sie fällten das Verdikt „abgelehnt“ mit dieser umwerfenden Begründung:

„Wir haben Bobble Rep – 111th Congress Edition begutachtet und entschieden, dass wir diese Version Ihrer Iphone-Anwendung nicht im App Store veröffentlichen können, weil sie Inhalte enthält, die Personen des öffentlichen Lebens lächerlich machen und Abschnitt 3.3.14 der Lizenzvereinbarung für Iphone-Entwickler verletzt. Anwendungen können abgelehnt werden, wenn sie Inhalte oder Materialien jeglicher Art enthalten, die nach unserer begründeten Einschätzung zu beanstanden sind wie beispielsweise Materialien, die als obszön, pornographisch oder verleumderisch betrachtet werden können.“

Für Apple also ist eine politische Karikatur schlicht und einfach eine „Verleumdung“, vor der die eigenen Kunden zu bewahren sind. Zeichner Richmond kann es noch immer nicht fassen, zumal es sich um eher humorvolle Karikaturen handelte, nicht einmal einer politischen Richtung zuzuordnen. Er rät, über die Verantwortlichen bei Apple zu lachen:

„Sie halten uns bestenfalls für Idioten, aber wir sollten darüber lachen und den Kopf schütteln.“

Tom Richmond und Ray Griggs (Entwickler der Anwendung und Regisseur des Films „Super Capers“), denken jetzt über die App-Portierung auf andere Plattformen nach. Ein passender Kommentar in Richmonds Blog: „Das hat man davon, wenn man sich mit Apple einlässt. Hallo Android! Hallo WebOS! Halle Maemo!“

(bk)

Zum Thema bei TecZilla:

Apple lehnt Iphone-App als „zu politisch“ ab

Apple: Wir zensieren keine Wörterbücher

Apple dreht durch: Wörterbuch zensiert und nur für Erwachsene freigegeben

Apple sperrt Google Voice: Regulierer fragen nach

Iporn-Affäre: Girls, die zu heiß für das Iphone waren

Zum Thema im Web:

Tom Richmond

Macworld

CNN Money

Abbildungen: Tom Richmond

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Kommentare

2 Stellungnahmen zu “Iphone-Verbot: Keine Karikaturen von Politikern!”
  1. schussel sagt:

    sehr fein, nun sollten die das auf android portieren und gleich jobs wackelkopp dazu packen.

  2. Thomas sagt:

    Naja, was soll man zu Apple noch sagen…aber „Mein Kampf“ in den AppStore zulassen *kopfschüttel* http://www.focus.de/digital/handy/iphone/umstrittene-iphone-software-mein-kampf-sorgt-im-app-store-fuer-riesenaerger_aid_452161.html

    Ich finde es super wie Apple mündigen Bürgern, ich bin immerhin 32 Jahre alt, vorschreibt, was gut und schlecht für den Nutzer ist.

    Kann mich Richmonds Blog nur anchließen: Hallo Android, Hallo WebOS! Mein erstes Smartphone wird das HTC Tattoo oder Palm Pre 🙂

    Übrigens, super Blog hier! Lese ich sehr gerne!

    LG,
    Thomas